Es war für Hamburg ein Glücksfall, dass Adolf I. von Schauenburg 1110 zum neuen Lehnsherrn von Stormarn und Holstein ausgewählt wurde, nachdem das Herzogsgeschlecht der Billunger 1106 keine männlichen Erben mehr hatte. Hamburg hatte in den letzten Jahrzehnten der Billungerherrschaft stark an Bedeutung verloren. Die Neue Burg, einst der Stolz der Billunger, war 1066 von slawischen Aufständischen erobert und verwüstet worden. Die Billunger regierten von Lüneburg aus ihr zerstückeltes Herzogtum und hatten Ratzeburg zum neuen Zentrum ihrer Herrschaftsgebiete nördlich der Elbe gemacht. Hamburg besaß keine Bedeutung mehr.
Ein Herrscher mit großem militärischen und politischen Geschick
Adolf I., dessen Geburtsdatum unbekannt ist, regierte von 1106 an lediglich das damals recht kleine Kernland der von Schauenburg an der Weser. Er erhielt von Herzog Lothar die Lehnsherrschaft über die Grafschaften Holstein und Stormarn und damit auch über Hamburg. Aber diese Herrschaft musste er erst durchsetzen. Im Norden bedrohten ihn die Dänen, im Osten die Slawen und in dem damals noch kleinen Holstein und in Stormarn sah er sich mit selbstbewussten Adligen konfrontiert, die auf eigenen Machtansprüchen pochten. Da bedurfte es des großen politischen und militärischen Geschicks Adolfs I., um seine Herrschaft zu etablieren und zu festigen. In Hamburg ließ er mit großer Energie den Dom wieder aufbauen und zwar so solide, dass er bis zu seinem Abbruch im Jahre 1806 Bestand hatte.
Der Kampf gegen viele Feinde
Demgegenüber zeigte er wenig Interesse an der Neuen Burg, von der hauptsächlich noch die Wallanlagen standen. Aber die waren aus seiner Sicht aus der Zeit gefallen, denn die Schauenburger wie Adolf I. schätzten in ihrem Kernland an der Weser die sogenannten Turmhügelburgen, die im 12. und 13. Jahrhundert als die besten Verteidigungsanlagen galten. Die Burg lag jeweils auf einem natürlichen oder künstlichen Hügel und war von Vorburgen im flachen Land umgeben.
Als Standort in Holstein bot sich der Segeberger Kalkberg an, aber dort hatte 1128 der dänische König Knut Lavard eine Burg bauen lassen. Adolf I. sah in dieser Burg eine Bedrohung für sein Herrschaftsgebiet. Bereits 1130 belagerte und zerstörte er deshalb die Burg.
Er starb kurz darauf, und sein Sohn Adolf II. baute auf dieser Erhebung die Siegesburg als Turmhügelburg neu auf. Dazu hatte ihn der deutsche Kaiser beauftragt, der so die Grenze zu den slawischen Wagriern sichern wollte. Die Wagrier ihrerseits empfanden die neue Burg als Provokation und zerstörten sie 1138. Es folgten weitere Auseinandersetzungen um die Siegesburg, aber von 1143 an ließ Adolf II. die Burg neu errichten und machte sie zur größten Festung Nordelbiens. In Schleswig-Holstein sind die Spuren zahlreicher weiterer, aber kleinere Turmhügelburgen erhalten geblieben.
Otto Beneke äußerte sich in seinem historischen Standardwerk über Hamburg, das 1886 erschien, sehr lobend über Adolf I. und seine Gemahlin: „Graf Adolf hat viel Gutes für Hamburg und sein Land gethan, und hat gebaut und gegründet und gesät, wo vor ihm nur Trümmer und Wüsteneien waren … Seine Gemahlin nahm Theil an seinen Herstellungswerken … Sie soll auch, dieweil das Stormarn’sche Wappen einen Schwan darstellt, bei ihrer Alsterburg einige Schwäne angesiedelt haben, von welchen unsere Alsterschwäne abstammen.“
Adolf I. starb am 13. November 1130. Seine Nachfolge trat sein Sohn Adolf II. an. Zu dessen bleibenden Leistungen gehört die Gründung von Lübeck an der Stelle einer früheren slawischen Stadt. Er drängte die Slawen zurück und schuf so mehr Sicherheit für Hamburg.
Aus: Frank Kürschner-Pelkmann: Entdeckungsreise durch die Hamburger Geschichte