Himalaja-Gletscher akut gefährdet

 

Besorgniserregend ist auch das Schmelzen der Gebirgsgletscher im Himalaja. Yao Tandong, der führende Gletscherexperte Chinas, wurde Anfang Oktober 2004 in der „China Daily“ mit dieser Prognose für Tibet zitiert: „Das großflächige Abschmelzen der Gletscher in der Plateau-Region wird schließlich zu einer ökologischen Katastrophe führen.“ Yao sagt voraus, dass im Jahre 2050 fast zwei Drittel der Gletscher Chinas verschwunden sein werden. Unterhalb des Gletschers Zepu in Tibet ist in den letzten Jahrzehnten ein neuer Fluss entstanden, so rasch schmilzt das Eis.

 

An anderen Gletschern im Himalaja sind neue Seen entstanden. Auch vor dem Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt, macht die globale Gletscherschmelze nicht Halt. Im November 2004 warnte eine Gruppe von nepalesischen Bergsteigern und internationalen Umweltschützern davor, dass die Gletscher­flächen des Mount Everest so rasch schmelzen würden, dass die Seen im Einzugsgebiet so stark gefüllt seien, dass die Dämme zu bersten drohten.

 

Im Februar 2019 veröffentlichte das International Centre for Integrated Mountain Development“ in Kathmandu/Nepal ein Klimagutachten, in dem davor gewarnt wird, dass die Wasserversorgung von etwa 1,9 Milliarden Menschen gefährdet sein wird, wenn im Laufe dieses Jahrhunderts ein Drittel der Himalaja-Gletscher schmelzen sollte. Das ist zu erwarten, wenn die globale Erwärmung nicht durch eine entschlossene Klimapolitik stark begrenzt wird.

 

Das Forschungszentrum verweist darauf, dass viele der großen asiatischen Flüsse wie der Ganges, der Mekong und der Jangtsekiang aus den Himalaja-Gletschern gespeist werden. Befürchtet wird nicht nur eine starke Verminderung der Wassermenge, die für die wachsende Bevölkerung Indiens, Chinas und weiterer asiatischer Länder zur Verfügung steht. Es steigt auch das Risiko von Überschwemmungen, wenn die Gletscher nicht mehr als Speicher bei starken Niederschlägen zur Verfügung stehen werden.

 

© Frank Kürschner-Pelkmann