Feuchtgebiete

 

„Seen und Moore, feuchte Wiesen und Wälder gehören zu den artenreichs­ten Ökosystemen. Zugleich speichern, filtern und reinigen sie unser wichtigstes Lebensmittel, das Trinkwasser.“ So hat die Umweltschutzorganisation WWF auf ihrer Website beschrieben, welch große Bedeutung Feuchtgebiete auf der Welt haben und warum es wichtig ist, sich in einem speziellen Programm für die Erhaltung dieser Ökosysteme zu engagieren.

 

Die Feuchtgebiete sind in aller Welt oft der einzige oder der einzige verbliebene Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Sie haben aber auch in den Wasserkreisläufen eine zentrale Bedeutung, weil sie große Mengen Regenwasser speichern, das entweder in den Boden sickert und zu Grundwasser wird oder langsam an Bäche und Flüsse abgegeben wird. Ein gutes Beispiel sind die riesigen Sumpfgebiete und Seen am Oberlauf des Weißen Nils, die dafür sorgen, dass nach starken Niederschlägen nicht plötzlich sehr viel Wasser in den Fluss eingespeist wird. Die Feuchtgebiete sind also auch wichtig für die Flutregulierung, eine Funktion, die oft erst erkannt wird, wenn diese Ökosysteme zerstört sind. In ariden Gebieten sorgen die Feuchtgebiete dafür, dass nach plötzlichen heftigen Regenfällen das Wasser nicht sofort abfließt, sondern in der Region bleibt und für lange Trockenzeiten zur Verfügung steht.

 

Außerdem reinigen die Feuchtgebiete das Wasser von Schadstoffen, jedenfalls so lange, wie nicht giftige Chemiecocktails in großen Mengen eingeleitet werden. Manche biologischen Pflanzen-Klärsysteme leisten das im Kleinen, was die Feuchtgebiete seit Jahrtausenden in der Natur vollbringen. Schließlich ist die Bedeutung der Feuchtgebiete für das lokale Klima zu erwähnen. So können sie in der Nähe von Großstädten dazu beitragen, dass sich die Luft weniger stark erwärmt, als das im Stadtklima sonst üblich ist.

 

Initiativen zur Erhaltung von Feuchtgebieten

 

Die Fläche der Feuchtgebiete auf der Welt wurde im 20. Jahrhundert halbiert. In dieser Situation gewinnen selbst von Menschen geschaffene Feuchtgebiete wie Reisfelder oder Kanäle eine große Bedeutung als Rückzugsräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Seit Anfang der 1970er Jahre wird international verstärkt versucht, die noch bestehenden Feuchtgebiete zu erhalten. 1971 trafen sich in der iranischen Stadt Ramsar Regierungs­vertreterinnen und -vertreter und unterzeichneten am 2. Februar 1971 eine Konvention über den Schutz der Feucht­gebiete. Der 2. Februar ist seither der Weltfeuchtgebietetag. Das Abkommen wurde bis heute von mehr als 150 Ländern der Welt unterzeichnet und damit zu verbindlichem Recht erklärt. Zu den Pflichten der Unterzeichnerstaaten gehören unter anderem die Anmeldung von mindestens einem Gebiet für die „Liste international bedeutender Feuchtgebiete“ und der Schutz der angemeldeten Gebiete. Die Ramsar-Konvention schuf die Grundlage dafür, dass heute mehr als 1.600 Feuchtgebiete in aller Welt wegen ihrer internationalen Bedeutung unter Schutz gestellt worden sind. Im Januar 2007 betrug die Gesamtfläche der geschützten Feuchtgebiete etwa 146 Millionen Hektar, das entspricht der Größe Südafrikas. Größtes Schutzgebiet ist das Okawango-Delta in Botswana mit einer Fläche von fast sieben Millionen Hektar.

 

Die Staaten verpflichten sich zu einer „wohlausgewogenen Nutzung“ („wise use“). Bei einer Konferenz der Vertragsstaaten in Regina/Kanada im Jahre 1987 verständigte man sich auf folgende Definition: „Unter wohlausgewogener Nutzung von Feuchtgebieten ist ihre nachhaltige Nutzung zum Wohle der Menschheit in einer mit dem Erhalt der Naturgüter des Ökosystems im Einklang stehenden Weise zu verstehen.“ Es gilt, einen Einklang zwischen Erhaltung und nachhaltiger Nutzung zu erreichen. Dafür ist eine Förderung des Bewusstseins in der Bevölkerung für die Bedeutung des jeweiligen Feuchtgebiets ebenso erforderlich wie eine Mitsprache und Mitwirkung dieser Menschen an der Verwirklichung schonender Nutzungsarten.    Zu den Konferenzen der Vertragsstaaten muss jeder einzelne Staat einen Bericht darüber vorbereiten, wie das Abkommen umgesetzt worden ist, zum Beispiel, welche Schutzmaßnahmen ergriffen worden sind. Österreich gehört zu den Ländern, die sich auf vielfältige Weise um die Umsetzung des Ramsar-Konvention sowie Bildungsarbeit zu dieser Thematik bemühen. 

 

© Frank Kürschner-Pelkmann