Cover des Buches "Entdeckungsreise durch die Hamburger Geschichte"
Frank Kürschner-Pelkmann: Entdeckungsreise durch die Hamburger Geschichte, 1016 Seiten ISBN 978-3-384-05017-5, 38 Euro

1227 – Adolf IV. besiegt die Dänen bei Bornhöved und wird danach Mönch

Die Schlacht von Bornhöved bildete einen Wendepunkt – sie beendete sie die dänische Herrschaft über Holstein, sie war ein Triumph der Grafen von Schauenburg und doch zugleich auch der Anfang ihres Niedergangs. Denn der Ausgang der Schlacht veranlasste den Sieger Graf Adolf IV. von Schauenburg dazu, Mönch zu werden. Zugleich förderte die dänische Niederlage den Aufstieg Hamburgs zu einer selbstständigen und reichen Handels- und Hafenstadt. Das Ende der dänischen Beherrschung des Ostseeraums ermöglichte auch den Aufstieg Lübecks und der Hanse, was auch Hamburg eine bedeutende Rolle im internationalen Handel zukommen ließ.

Als Adolf IV. von Schauenburg 1205 als ältester Sohn von Adolf III. zur Welt kam, hatte sein Vater gerade die Herrschaft über Holstein an den dänischen König verloren, und auch Hamburg wurde von Kopenhagen aus durch einen Statthalter regiert. Nach dem Tod von Adolf III. übernahm sein Sohn 1225 erst einmal nur die Herrschaft über das Schauenburger Land an der Weser. Er musste die Kontrolle über Holstein erst zurückerobern. Bereits im ersten Jahr seiner Herrschaft besiegte er bei Mölln die Truppen eines Neffen und Lehnsmann des dänischen Königs. Es folgten weitere Kämpfe, wobei die Dänen bei Rendsburg einen wichtigen Sieg errangen.

Am 22. Juli 1227 fand die entscheidende Schlacht zwischen Adolf IV. und seinen Verbündeten gegen ein dänisches Heer unter Waldemar II. statt. Auch eine Hamburger Truppe beteiligten sich am Heer zur Vertreibung der Dänen. Mittags war die Schlacht noch nicht entschieden, und Adolf IV. musste eine Niederlage befürchten. In dieser Situation betete er zu Maria-Magdalena, der Schutzheiligen des 22. Juli, und bat sie um göttliche Hilfe. Er legte das Gelübde ab, ein Kloster zu gründen und sein Leben als Mönch zu beschließen, wenn Gott ihm zum Sieg verhelfen würde. Adolph IV. soll damals zu­gesagt haben: „Ick will mi aller menschlichen Dinge entschlahn un to dinen Dienst mi selbst gewen un in een Kloster gahn.“

Die Koalition besiegte die Dänen tatsächlich, was vornehmlich daran lag, dass die Dithmarscher die Seite wechselten und plötzlich gegen das dänische Heer kämpften. Nach der Überlieferung soll auch eine Rolle gespielt haben, dass die alliierten Kämpfer zunächst von der Sonne geblendet wurden, dann aber Wolken aufzogen und ihren Vormarsch begünstigten.

Für Adolf IV. werden die Wolken ein klarer Beweis für die göttliche Unterstützung seiner Kriegspartei gewesen sein. Matthias Gretzschel schreibt in seinem Buch „Kleine Hamburger Stadtgeschichte“ über den Glauben Adolfs IV. an die göttliche Hilfe: „… ist die Legende um das Gelübde nicht von der Hand zu weisen, denn sie erzählt uns viel über mittelalterliches Denken und mittelalterliche Frömmigkeit. Von Heiligen, als Mittler zwischen Gott und Mensch, denen man sich persönlich anvertraute, erwartete man ganz konkrete Hilfe. Wie stark sich mittelalterliche Menschen den von ihnen angerufenen Heiligen persönlich verpflichtet fühlten, belegt die Bedeutung des Gelübdes.“

Die Schauenburger beherrschten von nun an wieder Holstein und Hamburg. Zunächst einmal war Adolf IV. damit beschäftigt, von seiner Siegesburg (heute Segeberg) aus seine Herrschaft über die zurückeroberten Gebiete zu konsolidieren. So gründete er zum Beispiel die Stadt Kiel. Er erkannte die Rechte an, die Hamburg – auch durch ein gefälschtes Dokument von Kaiser Barbarossa - unter seinem Vater erlangt hatte und förderte die Entwicklung der Stadt, die zur führenden Braustätte des Reiches aufstieg.

Für die norddeutschen Städte wie Lübeck, die Adolf IV. in der Schlacht von Bornhöved unterstützt hatten, bedeutete das Ende der dänischen Vorherrschaft, dass sie ihre Handelsmacht besser nutzen und ausweiten konnten. In dieser Zeit vollzog sich auch die allmähliche Verarmung vieler norddeutscher Ritter- und Grafengeschlechter, deren finanzielle Basis vor allem die Herrschaft über land­wirtschaftlich geprägte Dörfer bildete, während die Städte den lukrativen regionalen und internationalen Handel kontrollierten. Lübeck und die übrigen Hansestädte entwickelten sich zu mächtigen wirtschaftlichen, politischen und auch militärischen Zentren.

1238 unternahm Adolf IV. gemeinsam mit seiner Frau Heilwig von der Lippe < S. 63 > eine Pilgerreise nach Livland (heute ein Teil des Baltikums). Nach der Rückkehr zog er sich 1239 als Bettelmönch in das von ihm gegründete Maria-Magdalenen-Kloster in Hamburg zurück. Dieses Franziskanerkloster befand sich dort, wo heute der Adolphsplatz (hinter dem Rathaus) an Adolf IV. erinnert. 1244 pilgerte er nach Rom und wurde dort zum Priester geweiht. Zwei Jahre später übersiedelte er in das ebenfalls von ihm gegründeten Kloster in Kiel.

Am 8. Juli 1261 starb Adolf IV. Er war eine beeindruckende Persönlichkeit und verband großes politisches Geschick, militärische Führungskraft und tiefen religiösen Glauben miteinander. Mit ihm erlebte das Grafengeschlecht der von Schauenburg den Höhepunkt kluger Staatsführung, aber mit seinem Eintritt in ein Kloster begann der offenkundig unaufhaltsame Niedergang der Dynastie, der mit dem Tod von Adolf VIII. 1459 ein Ende fand.

Heilwig, die Frau von Adolf IV., hat dessen Entscheidung mitgetragen, in ein Kloster zu gehen und gründete 1246 selbst ein Frauenkloster, dessen erste Äbtissin sie wurde. Da Adolfs Söhne bei dessen Wechsel in das Klosterleben noch Kinder waren, setzte man einen Regenten ein, der die Besitzungen der von Schauenburg verwaltete. Die beiden Söhne regierten später gemeinsam die Ländereien der Familie. Das erwies sich als Fehlentscheidung, denn Johann I. und Gerhard I. < S. 66 > waren zwar militärisch erfolgreich, lebten aber im ständigen Streit miteinander. Sie entschlossen sich schließlich zur Teilung des Herrschaftsgebietes, wobei Hamburg von beiden gemeinsam regiert werden sollte.

Auf dem Adolphsplatz in der Hamburger Innenstadt stand im 19. Jahrhundert ein Denkmal für Adolf IV., das später zum Glocken­gießerwall und dann nach Eilbek umzog. Dort wurde es im Zweiten Weltkrieg durch Bomben beschädigt und anschließend von der Baubehörde eingelagert. Darstellungen Adolfs IV. finden sich am Hamburger Rathaus sowie am Hansabrunnen in St. Georg.

 

Aus: Frank Kürschner-Pelkmann: Entdeckungsreise durch die Hamburger Geschichte

 

© Frank Kürschner-Pelkmann