„Adam und Eva“ lautete der Titel der ersten Oper, die 1658 im neu eröffneten Opernhaus gespielt wurde. Es ging anständig zu in dieser Oper, und das war auch nötig. Es hatte nämlich von Seiten einiger Geistlicher den Versuch gegeben, die Aufführung von Theaterstücken und Opern zu verbieten. Anton Reiser, Pastor an St. Jacobi, warnte in Predigten vor „heidnischer Ergetzlichkeit“ und verfasste eine Streitschrift gegen die „Finsternis in den öffentlichen Schauspielen“.
Händel setzt hartnäckig sein Ziel durch, Musiker zu werden
Als Georg Friedrich Händel 1703 an das Opernhaus kam, erhielt er zunächst nur eine Anstellung als zweiter Geiger. Damals stand er aber auch erst am Anfang eines glänzenden musikalischen Aufstiegs, der ihn zu einem der berühmtesten Komponisten des 18. Jahrhunderts werden ließ. Geboren wurde er 1685 in Halle an der Saale. Der Vater war Arzt und Kammerdiener und hatte sich in den Kopf gesetzt, dass sein Sohn Jurist werden sollte. Davon ließ er sich auch nicht durch das nicht zu leugnende musikalische Talent des Sohnes abbringen.
Zwar erhielt Georg Friedrich Musik- und Kompositionsunterricht, aber ein Angebot des Landesherrn Friedrich III., dem Zwölfjährigen eine Musikausbildung in Italien zu finanzieren, lehnte der Vater ab. 1702 begann Georg Friedrich Händel ein Jurastudium an der Universität Halle, das er nie abschloss. Bereits im zweiten Studienjahr übernahm er die Organistenstelle am Dom der Stadt und komponierte zahlreiche Musikstücke.
Die Anstellung als Cembalist in Hamburg
Da muss der Vater resigniert haben. Jedenfalls machte sich der Achtzehnjährige im Frühsommer 1703 auf den Weg nach Hamburg. Im Orchester des Opernhauses stieg er rasch zum Cembalisten auf. Auch fand er Zeit, mehrere Opern zu komponieren. Er freundete sich mit Johann Mattheson an, ebenfalls Komponist und außerdem Cembalist, Sänger und Musikschriftsteller. Mattheson war von seinen eigenen Leistungen durchaus überzeugt. Beinahe wäre das Engagement Händels in Hamburg ein kurzes Intermezzo geblieben, denn im August 1703 reisten er und Mattheson gemeinsam nach Lübeck, wo beide sich um die Nachfolge des berühmten Dietrich Buxtehude als Organist an der Kirche St. Marien bewerben wollten. Der Konkurrenzkampf blieb aus, weil der neue Organist verpflichtet sein würde, die bereits ältere Tochter Buxtehudes zu heiraten. Das wollte keiner der beiden Freunde, und so reisten sie einträchtig zurück nach Hamburg.
Das Duell auf dem Gänsemarkt
Die Freundschaft der beiden Musiker wurde am 5. Dezember 1704 auf eine harte Probe gestellt, als Matthesons Oper „Cleopatra“ aufgeführt wurde. Mattheson leitete die Aufführung selbst, spielte aber auch die Rolle des Antonius. Als dieser den Bühnentod gestorben war, eilte der Komponist ins Orchester, um vom Cembalo aus das Orchester zu leiten. Dort saß Händel und war nicht bereit, den Platz zu räumen. Nach einer verbalen Auseinandersetzung soll Händel seinen Rivalen mit einigen Ohrfeigen traktiert haben.
Der Streit eskalierte und mündete in ein Duell auf dem Gänsemarkt, das als berühmtestes Duell in der Hamburger Geschichte eingegangen ist. Mattheson erwies sich als der bessere Fechter. Der entscheidende Degenstoß landete auf einem großen Metallknopf Händels, sodass die Spitze des Degens abbrach. Einvernehmlich brach man das Duell ab, und die beiden Musiker versöhnten sich noch am selben Abend. Sie lernten viel voneinander und übernahmen Motive und ganze Passagen aus den Werken des jeweils anderen in eigene Kompositionen.
Händel konnte 1705 seine erste Oper „Almira“ am Hamburger Opernhaus aufführen, ein großer Erfolg, sodass die Oper etwa 20 Mal zur Aufführung gelangte. Es handelte sich um ein sehr umfangreiches Werk mit 42 deutschen und 15 italienischen Arien. Neben seiner Arbeit an der Oper und dem Komponieren war Händel auch als Musiklehrer tätig. Durch einen bescheidenen Lebenswandel konnte er so viel Geld sparen, dass er sich 1706 einen Traum erfüllen und zu einer Studienreise nach Italien aufbrechen konnte. Anschließend führte ihn sein Berufsweg über Hannover nach London. Fünfzehn seiner in London entstandenen Opern und sein „Messias“ erlebten im Hamburger Opernhaus ihre deutsche Erstaufführung. Händel starb am 14. April 1759 in London.
Die Händelstraße in Bahrenfeld erinnert an den Komponisten, der beinahe in Hamburg ums Leben gekommen wäre.
Aus: Frank Kürschner-Pelkmann: Entdeckungsreise durch die Hamburger Geschichte