Graf Adolf III. schuf die Grundlage dafür, dass Hamburg sich zu einem wichtigen Zentrum des Handels an Nord- und Ostsee entwickelte. Er ließ 1188 das Gelände der früheren Neuen Burg bis auf das Niveau der Wallkrone aufschütten und anschließend parzellieren. Er beauftragte Wirad von Boizenburg damit, geeignete zahlungskräftige Siedler zu finden. Es waren vor allem Einwanderer aus Holland, Friesland und Westfalen, die die 50 Parzellen erhielten. Ihnen wurden große Steuererleichterungen und das Recht gewährt, einen Rat zu bilden, der die eigenen Angelegenheiten regeln konnte. Das war der politische Anfang der selbstständigen Stadt Hamburg.
Ein zunächst bescheidenes Rathaus symbolisierte diese Eigenständigkeit gegenüber der Siedlung mit dem Dom jenseits der Alster, die dem Erzbischof von Hamburg-Bremen unterstand. Um auch kirchlich ihre Eigenständigkeit zu betonen, errichteten die Siedler die St. Nikolai-Kirche. Adolf III. setzte sich für das neue Gemeinwesen ein und erreichte, dass Heinrich der Löwe dem Ort das Recht auf freien Handel an der Oberelbe gewährte.
Adolf III. war 1160 geboren worden und war der einzige Sohn von Adolf II. und seiner Frau Mechthild. Nach dem Tod des Vaters 1164 wurde der Sohn zum neuen Herrscher über Holstein einschließlich Hamburg. Da er noch ein Kind war, setzte man zunächst drei Vormunde für ihn ein, darunter seine Mutter. Als Adolf III. die Herrschaft selbst übernahm, unterstützte er zunächst Heinrich den Löwen gegen Kaiser Barbarossa und nahm an mehreren Feldzügen teil. Als Dank für seine tatkräftige Unterstützung erhielt er von Heinrich dem Löwen die Herrschaft über größere Landgebiete an der Weser, die das Kernland im Schauenburger Land erweiterten.
Wechselnde Bündnisse in schwierigen Zeiten
Das großzügige Geschenk hinderte Adolf III. aber nicht daran, die Seiten zu wechseln und von 1180 an Kaiser Barbarossa zu unterstützen. Wie zu erwarten, nahm Heinrich der Löwe ihm das übel und vertrieb Adolf III. aus Holstein und von seiner Siegesburg (in Segeberg). Der Triumpf währte nur kurz, denn 1181 besiegten die Truppen Barbarossas den abtrünnigen Heinrich den Löwen, und Adolf III. konnte nach Holstein zurückkehren. Im Alter von erst 21 Jahren hatte er bereits mehrere Schlachten geschlagen und nach einem riskanten Bündniswechsel sein Erbe verteidigt, ja sogar das Schauenburger Land an der Weser erweitert. Es folgten einige friedliche Jahre, in die auch die Gründung der neuen Hamburger Siedlung fiel. Adolf III. heiratete 1182 Adelheid von Dassel. Die Ehe blieb kinderlos, und Adelheid starb bereit 1185. Adolf III. heiratete 1189 erneut und hatte mit Adelheid von Querfurt sechs Kinder.
Kaiser Barbarossa soll Adolf III. für seine wertvolle Unterstützung dadurch gedankt haben, dass er der damals noch kleinen Hafenstadt Hamburg 1189 eine Reihe von Privilegien gewährte, allerdings nur mündlich. Zur schriftlichen Fixierung und Unterzeichnung kam es nicht mehr, bevor Barbarossa im gleichen Jahr zu einem Kreuzzug aufbrach, in dessen Verlauf er starb. Die Stadt wusste sich zu helfen und fabrizierte später einen Freibrief Barbarossas, datiert auf das Jahr 1189. Die Fälschung war bei genauerer Prüfung als solche leicht erkennbar, erfüllte aber trotzdem ihren Zweck, Hamburg zur vorherrschenden Hafenstadt an der Elbe zu machen.
Hamburger Schiffe konnten aufgrund des Freibriefs ungehindert und zollfrei die Unterelbe befahren. Bis dahin hatte die Stadt Stade verlangt, dass die aus der Nordsee kommenden Schiffe ihre Waren zunächst auf dem Markt in Stade zu einem günstigen Preis anbieten mussten. Nur die verbleibende Ware konnte nach Hamburg gebracht werden. Hamburg konnte nun diese Einschränkungen beseitigen und außerdem zollfrei Handel in Holstein betreiben.
Erwähnenswert sind auch der freie Fischfang auf der Elbe oberhalb und unterhalb der Stadt und die Bestimmung, dass niemand im Umkreis von zwei Meilen (etwa 15 Kilometern) eine Burg errichten durfte. Außerdem erlangten die Hamburger durch den Freibrief eine Befreiung vom Kriegsdienst. In der Hansestadt übersieht man gern, dass all das in einem gefälschten Dokument steht und feiert jedes Jahr ausgiebig den Hafengeburtstag im Andenken an die 1189 gewährten Freiheiten.
Noch im Jahr seiner Heirat schloss sich Adolf III. 1189 dem erwähnten Kreuzzug von Kaiser Barbarossa an, aber kaum in Tyrus angekommen, musste er eilends per Schiff in die Heimat zurückkehren, um sein Herrschaftsgebiet gegen Heinrich den Löwen zu verteidigen, der aus dem Exil zurückgekehrt war. Adolf III. fand etwa 1195 die Zeit, eine folgenreiche Entscheidung für Hamburg zu treffen, die Aufstauung der Alster, um die Niedermühle betreiben zu können. Große Sumpfgebiete versanken in den Fluten, und es entstand der heutige Alstersee. Vier Jahrzehnte später wurde 1235 die Alster erneut für eine Mühle am Reesendamm aufgestaut und der See erhielt etwa seine heutige Größe.
Die verheerenden Folgen einer Niederlage im Kampf mit den Dänen
1196 nahm Adolf III. an einem weiteren Kreuzzug teil, der unter der Leitung von Heinrich VI. stand. Nach zwei Jahren kam er zurück nach Holstein, aber ein friedliches Leben war ihm auch dann nicht vergönnt. Dänemark, das damals den Ostseeraum beherrschte, setzte seine Expansionspolitik in Richtung Holstein fort. Bei Stellau (heute ein Teil von Barsbüttel) kam es 1201 zur entscheidenden Schlacht zwischen den Truppen von König Waldemar II. und denen von Adolf III. Die Dänen siegten und besetzten anschließend Hamburg. Sie konnten Adolf III. gefangen nehmen und ließen ihn erst wieder frei, nachdem er auf alle Ansprüche auf Holstein einschließlich Hamburg verzichtet hatte. Er zog sich notgedrungen in seine Grafschaft an der Weser zurück, wo er 1225 starb.
Hamburg stand nun vorerst unter der Herrschaft des dänischen Königs. Dass der König dann Albrecht von Orlamünde zum dänischen Statthalter einsetzte, erwies sich für Hamburg als vorteilhaft, denn mit großer Energie ließ er die Stadt mit Deich- und Wasserbaumaßnahmen gegen Fluten sichern. Auch sorgte er dafür, dass die erzbischöfliche Altstadt und die kürzlich entstandene neue Siedlung zu einem Gemeinwesen zusammenwuchsen. Auf der Trostbrücke, der Verbindung von Neustadt und Altstadt, stehen Denkmälern, die an Adolf III. und Bischof Ansgar erinnern.
Aus: Frank Kürschner-Pelkmann: Entdeckungsreise durch die Hamburger Geschichte