Nach Babylon verschleppt - Erfahrungen im Exil

 

Der Tod von König Jojakim war 597 für die Babylonier der Anlass, mit einem Heer nach Jerusalem zu ziehen und die Stadt zu erobern. Das gelang am 16. März 597, und die Plünderung der Stadt sowie die anschließende Deportation von Angehörigen vor allem der Führungsschicht nach Babylon bedeutete das Ende der Selbstständigkeit des Landes. Es wurden, so ist überliefert, die „obersten Zehntausend“ deportiert. Der neue König des Vasallenstaates wagte nach einem Jahrzehnt einen Aufstand, offenbar in der Hoffnung auf eine ägyptische Unterstützung. Die Babylonier schickten ein Heer und belagerten Jerusalem 587, verwüsteten es erneut und zerstörten den Tempel. Mehr über das Reich der Babylonier und das Exil von Israeliten in Babylon können Sie aus meinem Buch "Babylon - Mythos und Wirklichkeit" entnehmen. 

 

Die Katastrophe, die die Propheten vorhergesagt hatten, war eingetreten. Eine militärische Konfrontation mit globalen Mächten führt zur Niederlage, war die hart errungene Erkenntnis der Israeliten, eine Einsicht, die einige heutige Herrscher kleinerer Staaten erst mühsam neu lernen. Jürgen Ebach betont, dass nicht nur der Staat, sondern auch die bisher vorherrschende Theologie unterging: „Das Exil war die Folge eines verlorenen Krieges. Mit dem Staat war zugleich eine Theologie untergegangen, eine Theologie nämlich, die – die Parallelen zur deutschen Geschichte sind offenkundig – auf dem Bündnis von Thron und Altar beruhte ...  

In dieser Lage galt es einzusehen, dass die Katastrophe eine Folge einer seit Langem verfehlten Innen- und Außenpolitik war, nämlich einer Ausbeutungspolitik nach innen und einer Politik, die auf die Großmächte setzte, nach außen. Es galt zugleich, Abschied zu nehmen von jeder Theologie, die sich zur ideologischen Absicherung der Staatsinteressen hergab. Es galt, auf einen neuen Exodus zu hoffen, einen Auszug aus dem neuen Exil, indem man sich der Verpflichtung aus dem ersten Exodus erinnerte und diese Erinnerung zur Praxis werden ließ. Die Befreiung sollte wieder zur Grundlage der Praxis werden.“[1]

 

Ein neues Gottesverständnis entsteht

 

Die katastrophale Niederlage bedeutete auch eine enorme Anfrage an den bisherigen Glauben. Der Staatsgott, der die Herrschaft des Königs legitimierte, war nicht mehr gefragt, denn es gab keinen König mehr. Wie erwähnt, gingen in der antiken Welt die Götter der Herrschenden in aller Regel mit diesen unter. Der Kriegsgott, der die Seinen zum Sieg führte, war passé. Warum hatte Gott diese Katastrophe zugelassen? Diese Frage der Israeliten hat angesichts der Katastrophen des 20. und 21. Jahrhunderts nichts an Aktualität verloren.

 

Die Israeliten schafften es, aus den Trümmern ihrer Identität und ihres Gottesverständnisses neue religiöse Überzeugungen zu entwickeln, die Gemeinschaft stifteten und Lebenssinn gaben. Die meisten überlieferten geschichtlichen und religiösen Schriften sind von Siegern geschrieben worden, an den Ufern von Euphrat und Tigris aber schrieben die Verlierer globaler Machtkämpfe den Kern dessen auf, was heute das Alte Testament bildet. Sie taten dies im Wissen um die Strukturen des herrschenden Systems und seiner religiösen Legitimation.

 

Den heutigen Erkenntnisstand zur Entstehung der fünf Bücher Mose fasst Hartmut Meesmann so zusammen: „Die literarische Gestaltung, so die Erkenntnis, sollte dazu dienen, dem von Fremdmächten unterdrückten und wenig selbstbewussten Volk Israel zu einer neuen Identität zu verhelfen. So hält Israel auch nach dem Zusammenbruch des Königshofes und nach dem Verlust der staatlichen Unabhängigkeit an seinem Gott fest. Die ‚Theologie des Bundes’ entsteht.“[2] Damit wird der göttliche Charakter der Offenbarung nicht geleugnet, sondern der Alttestamentler Uwe Becker formuliert angesichts der Erkenntnisse über die Entstehung des Alten Testaments: „Die Offenbarung wird im Gespräch der Glaubenden miteinander errungen.“[3]

 

Die Warnungen der Propheten vor dem drohenden Untergang und ihre Forderung, den Armen, den Witwen und Waisen Recht zu schaffen, um dem Zerfall der Gesellschaft Einhalt zu gebieten, erhielten angesichts der Niederlage eine neue Bedeutung. Die militärische Niederlage wurde als Gericht Gottes verstanden. Die Zerstörung Jerusalems führte dazu, dass größere Teile des jüdischen Volkes in der Diaspora lebten. Neben den Deportierten in Babylon, von denen viele sich dort auf Dauer ansiedelten, gab es weiterhin eine jüdische Bevölkerung in Juda sowie größere Exilgruppen in den Nachbarstaaten, vor allem in Ägypten. All diese Gruppen standen miteinander in Kontakt und wurden neben der ethnischen durch ihre religiösen Gemeinsamkeiten zusammengehalten. Aus der Diaspora-Situation ergab sich eine größere Notwendigkeit, die eigene Geschichte und die eigenen religiösen Einsichten und Überzeugungen aufzuschreiben.

 

Der Glaube an den einen Gott als verbindende Kraft

 

In den Mittelpunkt ihrer theologischen Arbeit stellten die Verfasser der biblischen Bücher den Glauben an den einen Gott und die Ablehnung weiterer Götter, die viele Israeliten lange Zeit angebetet hatten. Dieser Glaube an den einen Gott sollte die verstreute Gemeinschaft zusammenhalten und wurde so zur Existenzfrage für das Volk und seine Religion. Mangels eines eigenen Staates wurden die gemeinsamen religiösen Überzeugungen zu einer zentralen Kraft der Bewahrung der gemeinsamen Identität.[4]

 

Das ist eine Erfahrung, die auch heute viele Migrantengruppen machen und die dazu führt, dass sie sich in der neuen Heimat um die Kirchen und Tempel ihrer heimischen Religionsgemeinschaft sammeln. Die Aufgabe bestand damals darin, ein Verständnis von Gott in den Mittelpunkt zu stellen, der seinem Volk auch in Zeiten der Niederlage und Demütigung treu bleibt und der die Hoffnung auf eine wirklich umfassende Befreiung wach hält. Dafür mussten die alten, meist mündlich überlieferten religiösen Traditionen, eine kritische Auseinandersetzung mit den religiösen und sozialen Gründen für die verheerende Niederlage und die Suche nach Antworten für ein Leben in Abhängigkeit und im Exil in ein neues religiöses „Gebäude“ einbezogen werden. Dass und wie dies gelang, gehört zu den bewundernswertesten Leistungen in der Geschichte der Menschheit.[5]

 

Dass die Nachbarn und die fremden Herrscher auch die Glaubenswelt der Israeliten mit geprägt haben, schmälert aber nicht die Leistung, sich dem Geheimnis Gottes stärker genähert zu haben als andere Völker. Besonders wichtig ist offenbar die Begegnung mit den religiösen Vorstellungen der Perser geworden, die nach der Eroberung Babylons zur neuen globalen Macht wurden. Ihnen gebührt das Verdienst, eine der allerersten „Buchreligionen“ geschaffen zu haben, also eine Religion, die sich auf eine heilige Schriftensammlung stützt, die auf Zarathustra zurückgeht.

 

Die Ähnlichkeiten zwischen diesen Schriften und den biblischen Schriften, die im Exil und in der unmittelbaren nachexilischen Zeit entstanden, sind frappierend. Es spricht vieles dafür, dass die Israeliten sich intensiv mit den religiösen Vorstellungen der Perser beschäftigt und offenbar eine ganze Reihe von Überzeugungen in die eigene Religion aufgenommen beziehungsweise Aspekte im eigenen religiösen Erbe durch die Beschäftigung mit der Religion der Perser neu bewertet und gewichtet haben. So steht in beiden Religionen am Ende des Lebens eine Bilanz der guten und bösen Taten, und es gibt neben der Verheißung eines Paradieses auch die Ankündigung eines Weltgerichtes. Auch finden sich in beiden Religionen recht ähnliche Vorstellungen von „rein“ und „unrein“. Und schließlich ist von zentraler Bedeutung, dass in beiden Religionen ein Gott den zentralen Platz einnimmt, der der Schöpfer der ganzen Welt ist.[6]

 

Aus der Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen ist also ein neuer religiöser Reichtum entstanden, vor allem die Festigung des Glaubens an einen Gott, der die Welt den Menschen als Haushalter anvertraut hat. Dieser Glaube gab ihnen in den alltäglichen Problemen und Konflikten eine Orientierung und die Hoffnung auf ein Leben jenseits der Niederlagen und Schuld der Gegenwart.

 

Zentrale Inhalte des Glaubens

 

Die Verfasser der biblischen Texte stellten zwei Themen in das Zentrum: den Exodus aus Ägypten und die Offenbarung auf dem Sinai. Der Exodus steht für die Verheißung, dass die Tyrannen der Welt nicht das letzte Wort haben werden, sondern Gott eine Befreiung verheißt. Dass dieser Gott die Israeliten als Volk auserwählte, hat diesem Mut und Kraft gegeben, allen Feinden zu widerstehen und auch nach Niederlagen zusammenzubleiben. Zahllose Völker sind in der Antike von den globalen Mächten besiegt worden und wurden entweder ganz vernichtet oder ihrer Identität beraubt und zu einem untergeordneten Teil der herrschenden Gesellschaft gemacht. Den Israeliten blieb das erspart.

 

Den Gott, dem sie folgten, beteten sie als den Herrscher der Welt an. Das musste geradezu vermessen wirken angesichts der Großmächte der Umgebung und ihrer Staatsgötter. Aber hier wirkte sich aus, dass der Gott, den die Israeliten kennenlernten, nicht der Gott eines siegreichen Volkes war, der in direktem Kontakt zu den Pharaonen und Königen stand. Dieser Gott war kein Instrument der politisch Herrschenden – jedenfalls über den größten Teil der Geschichte nicht –, sondern ein Gott, der sich auf die Seite der Armen gestellt hatte, sehr bewusst und sehr entschieden.

 

Wenn diese Tradition in Vergessenheit geriet, traten immer wieder Propheten auf, um das Volk daran zu erinnern, wer sie aus der Sklaverei befreit hatte und vor neuer Sklaverei bewahren wollte. Dem „Prinzip Babylon“ wurde das „Prinzip Jerusalem“ entgegengestellt, so der lateinamerikanische Befreiungstheologe Enrique Dussel.[7]

 

Diese Tradition eines Gottes, der für die Armen und Bedrückten Partei ergreift, ist die vorherrschende Linie in der Bibel. Ein Buch, das von zahlreichen Autoren und einigen wenigen Autorinnen über einen Zeitraum von mehreren Tausend Jahren geschrieben worden ist, besitzt nicht die Stringenz, die manche heutigen theologischen Dogmatiken zumindest beanspruchen. Stets waren die Verfasser und Verfasserinnen der Texte auf der Suche nach der Botschaft Gottes für ihre gerade aktuelle Situation, die oft eine Situation der Not war. Und wen kann es verwundern, dass in solche Texte auch die Verfluchung der gerade mächtigen politischen und militärischen Gegner einfloss, manchmal auch Allmachtsvorstellungen angesichts erfahrener Ohnmacht. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das Buch Ester.[8]

 

Gerechtigkeit und Ausgleich in der Gesellschaft

 

Es wäre falsch, in der Bibel nur eine einzige Linie erkennen zu wollen. Aber es ist auffällig, wie deutlich immer wieder der Gott ins Zentrum gerückt wird, der die Armen, die Witwen und Waisen beschützt und zu deren Schutz auffordert. Die Verheißung des Exodus wurde deshalb verbunden mit der Aufforderung, ein Leben zu führen, das auf Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit ausgerichtet war. Der Bund Gottes mit seinem Volk in Sinai hatte die Verpflichtung für die Menschen zur Konsequenz, sich für eine gottgefällige Welt einzusetzen. Mit der Tora wurde den einzelnen Menschen und der Gemeinschaft eine Orientierung dafür gegeben, wie „ein gutes Leben“ für sich selbst und in Beziehung zu den Mitmenschen gestaltet werden kann.

 

In der Tora wurden die Regeln und Vorschriften gesammelt, die zum Teil schon seit Jahrhunderten das Leben der Israeliten begleitet und bestimmt hatten und die nun im babylonischen Exil auf dem Hintergrund der Konfrontation mit globalen Mächten und Fehlentwicklungen in der eigenen Gesellschaft neu zusammengestellt und erweitert wurden. Diese Regeln wurden mit lehrreichen Geschichten verwoben, und so entstand ein religiöses Werk, das den Menschen bis heute Orientierung im Alltagsleben geben kann. Dabei wird das individuelle Verhalten in enger Beziehung gesehen zum Zusammenleben in der Gemeinschaft.

 

Die Verhinderung einer starken Kluft zwischen Armen und Reichen, Mächtigen und Machtlosen hatte, wie erwähnt, auch ganz praktische Ziele. Ohne einen gewissen Ausgleich war der Zusammenhalt der Gemeinschaft nicht zu bewahren. Das war keine neue Erkenntnis der Israeliten. Auch die Herrscher der damaligen globalen Mächte wussten, dass sie die Unterstützung der Bevölkerung verlieren würden und im Konflikt- und Kriegsfall nicht auf ihre Loyalität rechnen konnten, wenn die sozialen Unterschiede zu krass wurden. Deshalb verfügten diese Herrscher zu bestimmten Anlässen, zum Beispiel bei ihrer Thronbesteigung, einen Schuldenerlass für die Armen und sorgten so dafür, dass die Verarmung keine zu krassen Formen annahm. Der Schuldenerlass ist also keine Neuerung der Bibel. Neu hingegen ist, dass es der den Armen zugewandte Gott war, der den Schuldenerlass verfügte und den Armen einen Anspruch darauf sicherte, und nicht die Großmut eines Herrschers. Gott bildet das Zentrum des Weges zu mehr Recht, nicht der gerade herrschende König. Diese Umkehrung der Verhältnisse hat eine Gemeinschaft gefestigt und es ihr ermöglicht, alle globalen Reiche zu überdauern.

 

Die Wertschätzung vom Vielfalt

 

Eine wichtige Botschaft, die in der Zeit des Exils in die Bibel aufgenommen wurde, ist die Wertschätzung der Vielfalt. Sie wird mit der Geschichte vom Turmbau von Babel vermittelt, die die Redaktoren des Alten Testaments in das erste Buch Mose aufnahmen (1. Mose 11,1-9). Diesen Turm hat es tatsächlich gegeben, und er wurde von Zwangsarbeitern aus vielen Völkern gebaut, die von den Babyloniern besiegt worden waren. Der Turm wurde so zu einem Symbol des Allmachtanspruchs einer Herrscherdynastie und schon im Entstehungsprozess ein Beispiel für eine „babylonische Sprachverwirrung“. Die Babylonier wollen diese Vielfalt (von der im Kapitel vorher in der „Völkertafel“ in Genesis 10 die Rede ist) durch eine Vereinheitlichung unter einen Willen und eine Sprache, die Sprache der Herrschenden, beseitigen.[9]

 

Frank Crüsemann deutet die biblische Geschichte so: „Es geht um die Aufhebung der Vielfalt durch eine Zwangseinheit. Der Albtraum einer uniformierten Weltgesellschaft wird von Gott verhindert. Die Strafe ist zugleich und vor allem ein Befreiungsakt, die Ermöglichung des Eigenen und Verschiedenen.“[10] 11 3 Hope S. Antone, Theologin aus den Philippinen, hat dies biblische Geschichte vom Turmbau so gedeutet: „Der Bau der von einem Turm gekrönten Stadt repräsentiert ganz deutlich das menschliche Streben nach einer Sprache, einer grandiosen Stadtkultur, einer sichtbaren uniformen Struktur und dem einzigen Wunsch, sich einen Namen zu machen. Im Kern beschreibt dies die heutige Realität der Globalisierung und ihr Bestreben, ein Monopol für eine bestimmte Macht (oder eine bestimmte Gruppe, die an der Macht ist), eine bestimmte Kultur, ein bestimmtes Wirtschaftssystem und ein bestimmtes politisches System durchzusetzen ... Gott schuf die Welt mit ihrer einzigartigen Vielfalt. Gott will deshalb nicht Uniformität, sondern Vielfalt oder Pluralismus.“[11]

 

Der Versuch, einen Turm zu bauen, „dessen Spitze in den Himmel reicht“, scheiterte. Jürgen Ebach schreibt über dieses Ende eines gigantischen Planes und die Sprachenvielfalt: „Aber dieses Ergebnis ist kein Verlust. Die Wiederherstellung der Vielfalt anstelle des imperialen Einheitsreiches erfolgte nicht ‚leider’, sondern ‚Gott sei dank’.“[12]

 

Der Turm blieb ein durch und durch irdisches Bauwerk. In Erinnerung geblieben ist er als Symbol eines politischen Systems, das auf Zwangsarbeit beruhte. Vermutlich wurden die Bauarbeiten in der Herrschaftszeit Nebukadnezars vollendet, also in der Zeit, als viele Israeliten aus ihrer Heimat verschleppt wurden. Die Herrscher von Babylon verloren bald nach der Fertigstellung des Turms ihre Macht, und als deutsche Archäologen Anfang des 20. Jahrhunderts im Irak auf den Turm stießen, war aus dem einstigen Wunderwerk nicht mehr als ein großer Haufen Steine und Berge von Lehm übrig geblieben. Alexander der Große hatte den Turm nämlich abtragen lassen, um einen noch größeren Turm zu errichten, aber dazu kam es nie, denn Alexander starb und mit ihm der Plan des Turmbaus. So ist der Turm als Sinnbild der Überheblichkeit der Menschen in Erinnerung geblieben – gewiss keine unbedeutende Erinnerung in der Zeit der Globalisierung.

 

 

 

© Frank Kürschner-Pelkmann

 

 



[1] Jürgen Ebach: Über die Wiederherstellung gerechter Verhältnisse, in: Junge Kirche, 7/85, S. 375f.

[2] Hartmut Meesmann: Wie kann man heute an das Alte Testament glauben?. in: Publik-Fourm, 20/2001, S. 49

[3] Zitiert nach: Ebenda

[4] Diese Entwicklung hatte auch Schattenseiten. So schreibt Erhard S. Gerstenberger in seinem Buch „Jahwe – ein patriarchaler Gott?“: „Erst in der Epoche des babylonischen Exils begann jene Konzentration von Kult und Glauben auf den einzigen Gott Jahwe, die im Endeffekt zu einer katastrophalen Ausgrenzung oder Diskriminierung des Weiblichen geführt hat.“ (a. a. O., S. 91)

[5] Vgl. hierzu u. a. Siegfried Herrmann: Die Schriften des Alten Testaments, a. a. O., S. 50ff.

[6] Vgl. hierzu u. a. den bisher unveröffentlichten Vortrag von Erhard S. Gerstenberger „Die Perser und das Alte Testament“ in der Thomas Marus Akademie in Bergisch-Gladbach am 1.9.2001

[7] Vgl. hierzu: Franz Segbers: Die Hausordnung der Tora – Biblische Impulse für eine theologische Wirtschaftsethik, Luzern 2000., S. 76ff.

[8] Vgl. Franz Josef Stendebach: Einführung in das Alte Testament, Düsseldorf 2001, S. 266ff.

[9] Jürgen Ebach schreibt hierzu: „Die eine Sprache in Gen 11 ist die uniforme, eindeutige, alles Fremde tilgende Einheitssprache eines Einheitsreichs. Das Bauwerk der Stadt mit dem Turm ist der Ausweis der Effektivität uniformer und eindeutiger Sprach- und Befehlsstrukturen. Nicht die Sprachverwirrung, genauer: -vermengung zerstört die Kommunikation, vielmehr ist die Einheitssprache selbst das Gegenteil von Kommunikation und Mit-Teilen. Wo man alles versteht, gibt es nichts mehr zu verstehen. Durch die Zerstörung der uniformen Einheit rettet Gott die Vielfalt.“ Jürgen Ebach: Rettung der Vielfalt, Beobachtungen zur Erzählung vom Babylonischen Turm, in: Mit den Fremden leben: Perspektiven einer Theologie der Konvivenz, Theo Sundermeier zum 65. Geburtstag, Band 2, Erlangen 2000, S 265

[10] Frank Crüsemann: Menschheit und Volk, Israels Selbstdefinition im genealogischen System der Genesis, in: Experimentelle Theologie, Freundschaftsgabe für Kristian Hungar zum 60. Geburtstag, Heidelberg 1995, S. 187

[11] Hope S. Antone: Some Asian Women’s Response to Globalisation, in: In God’s Image, 1/2001, S. 24

[12] Jürgen Ebach: „Wir sind ein Volk“, Die Erzählung vom „Turmbau zu Babel“, in: Giancarlo Collet: Weltdorf Babel, Globalisierung als theologische Herausforderung, Frankfurt am Main 2001, S. 36