Die Ökumene als Alternative zur vorherrschenden Globalisierung

 

„Der Logik der Globalisierung muss durch ein alternatives Lebenskonzept, nämlich die Gemeinschaft in Vielfalt, infrage gestellt werden. Christen und Kirchen sollten über die Herausforderung der Globalisierung aus der Perspektive des Glaubens nachdenken und deshalb Widerstand gegen die einseitige Dominanz wirtschaftlicher und kultureller Globalisierung leisten. Die Suche nach Alternativen zum gegenwärtigen Wirtschaftssystem sowie die Einführung wirksamer politischer Beschränkungen und Korrekturen des Globalisierungsprozesses sind dringend erforderlich.“[1]

 

Der Beschluss der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Harare im Jahre 1998 ist eindeutig, und es gibt viele andere Beschlüsse und Stimmen aus der weltweiten Ökumene, die einen entschiedenen Beitrag der Kirchen und ihrer Mitglieder zu einer anderen Globalisierung fordern. Dies ist darin begründet, dass sich die negativen Auswirkungen der vorherrschenden Globalisierung auf ärmere Bevölkerungskreise in aller Welt und auf die Schöpfung immer deutlicher zeigen, aber auch darin, dass das Miteinander der Christinnen und Christen in diesem Prozess Schaden nimmt.

 

Die ökumenische Gemeinschaft ist von der Globalisierung stärker beeinflusst und beeinträchtigt, als dies hierzulande wahrgenommen wird. Die Gemeinschaft der Christinnen und Christen soll das Beispiel für ein geschwisterliches Zusammenleben und der Zusammenarbeit von Menschen in allen Teilen der Welt sein. Allerdings sind die Kirchen oft weit hinter den Maßstäben des Reiches Gottes zurückgeblieben. Dies gilt vor allem in all den Fällen, wo Kirchen und Missionen sich mit den herrschenden politischen und wirtschaftlichen Kräften verbündet haben, die auf Kosten des Restes der Menschheit zu Weltmächten wurden. Das Bündnis von Thron und Altar beim Aufbau des spanischen Weltreiches ist nur eines von vielen Beispielen.

 

Auch heute fehlt es nicht selten an der nötigen Distanz zu den Mächten, die diese Welt beherrschen. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf das Kirchesein und das ökumenische Miteinander. Deshalb gibt es in den Kirchen eine breite Bewegung, die gegen die Missstände der gegenwärtigen Globalisierung protestiert und nach Alternativen sucht. Der katholische Bischof Franz Kamphaus spricht unter dem Stichwort „Eine Welt auf dem Weg zur Solidarität“ von „den weltweiten politischen Aufbrüchen gegen den neoliberalen Marktradikalismus“. Er fährt dann fort: „Immer mehr Menschen stellen sich der Ökonomisierung aller Lebensbereiche entgegen. Sie sind nicht mehr bereit hinzunehmen, dass die Politik ganz und gar ins Schlepptau der Ökonomie gerät. Sie sagen: Wir dürfen unsere Seele doch nicht an den Markt verkaufen! Und sie haben Recht!“[2]

 

 

 © Frank Kürschner-Pelkmann

 


[1] Klaus Wilkens (Hrsg.): Gemeinsam auf dem Weg, Offizieller Bericht der Achten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Harare 1998, Frankfurt am Main 1999, S. 352 f.

[2] Zitiert nach: epd-Entwicklungspolitik, 22/98, S. 37