Everglades – ein „Fluss aus Gras“

 

Zu den weltweit beeindruckendsten Feuchtgebieten gehören die Ever­glades in Florida, das von den ursprünglichen Bewohnern „Pa-hay-okee“ genannt wurde, Fluss aus Gras. Der Fluss, der durch das größte Feuchtgebiet der USA fließt, verzweigt sich in zahllose kleine Wasserwege. Das Wasser legt nur 30 Meter am Tag zurück und braucht deshalb vier Jahrzehnte, bis es den Golf von Mexiko erreicht. In der Nähe der Küste wird das Flusswasser zu Brackwasser, also eine Mischung von Süß- und Salzwasser. Hier haben sich große Mangrovenwälder gebildet. Weiter im Landesinneren sind Zypressensümpfe und eine flache Binsengraslandschaft entstanden. Mitten in den Sumpfgebieten haben sich kleine Inseln gebildet, auf denen Mahagoni und andere Hartholzbäume wachsen. In den Everglades leben mehr als 50 Meeres- und Landsäugetierarten, über 50 Reptilienarten, 300 Vogel- und 500 Fischarten. Zu den größten Tieren gehören die bis zu 300 Kilogramm schweren Meeresschildkröten, die bis zu sechs Meter langen Amerikanischen Alligatoren, die Seekühe und die Florida-Panther. Die vielfältige Pflanzenwelt reicht von Orchideen bis zu Königspalmen.

 

Die zunehmende Besiedlung der Randgebiete der Everglades und eine steigende Umweltbelastung gefährden dieses ebenso vielfältige wie empfindliche Ökosystem. Dass US-Pioniere in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts die natürlichen Zuflüsse der Everglades verschlossen, um das Gebiet einer ertragreichen landwirtschaftlichen Produktion zuzuführen, wirkt bis heute nach. Im Nordteil der Everglades wurden zudem Zuckerrohrfarmen angelegt, die den natürlichen Wasserhaushalt zerstörten. Auch die Pestizide und Düngemittel einer intensiven Bewässerungslandwirtschaft fließen in die Everglades. Zudem dehnen sich die Großstädte Miami und Orlando immer weiter in das ursprüngliche Gebiet der Everglades aus.

 

Die US-Administration versucht, die Everglades wieder in ihren natürlichen Zustand zu bringen. Genauer muss man sagen, dass es allenfalls noch um ein Siebtel der ursprünglichen Fläche geht, das als Naturschutzgebiet vor einer völligen Entwässerung und Besiedlung bewahrt werden soll. Aber die Everglades waren ein so komplexes Ökosystem, dass Zweifel bestehen, ob die vorgesehenen Finanzmittel für dieses Vorhaben ausreichen.

 

© Frank Kürschner-Pelkmann