Gärten der Welt

 

Beeindruckende Gärten entstanden nicht nur in Europa. Deshalb sollen wenigstens einige der Gartenkulturen aus anderen Teilen der Welt vorgestellt werden. Auf die islamisch geprägten Gärten des Mittleren Ostens, die zu Höhepunkten internationaler Gartenkunst gehörten und gehören, wird im Abschnitt „Wasser im Islam“ (Link) eingegangen, sodass der indische Subkontinent die erste Station dieser Garten-Reise ist. Dort gibt es eine Jahrtausende alte Tradition privater Nutzgärten, aber auch viele Gärten, die der Erholung und Erbauung dienen. Letztere sind neben buddhistischen Klöstern und hinduistischen Tempeln zu finden. Vom 16. Jahr­hundert an begann mit der politischen Vorherrschaft der Muslime in weiten Teilen Indiens eine Blütezeit islamisch geprägter Gärten. Vor allem iranische Gärten mit klaren geometrischen Formen, Terrassen, Wasserfällen, großen Wasserflächen und einer hohen Außenmauer dienten als Vorbild, aber die Gartengestaltung wurde den ganz anderen Klima­verhältnissen in Indien angepasst.

 

In Agra wurde in der Nähe des Taj Mahal einer der ersten prächtigen Mogulgärten angelegt. Ein großer Ziehbrunnen, ein Aquädukt und Bewässerungskanäle sorgten dafür, dass der Garten immer ausreichend bewässert werden konnte. Von den mehreren Hundert Mogulgärten auf dem indischen Kontinent sind nur noch wenige erhalten, darunter der Garten in Achabal im Kaschmirtal. Eine Quelle lieferte dort so viel Wasser, dass es möglich war, einen großen Wasserfall anzulegen und das Wasser anschließend durch zahlreiche Becken und Kanäle des Gartens zu leiten.

 

Die historischen Gärten in China wurden durch Konfuzianismus und Taoismus bestimmt. Die Planung und Anlage eines Gartens war eine höchst komplizierte Angelegenheit, bei der Feng Shui-Bewanderte eine wichtige Rolle spielten. Wasser war unverzichtbar, nicht nur für die Bewässerung, sondern auch als Symbol des Reichtums. Ein gewundener Wasserlauf und große Becken gehören zu den wichtigsten Gestaltungselementen bedeutender Gärten. Damit der Reichtum nicht mit dem Wasser davon fließt, wird die Stelle, an der das kostbare Nass aus dem Garten tritt, möglichst unauffällig gestaltet und oft hinter Felsen verborgen.

 

In kaiserlichen Gärten floss das Wasser besonders reichlich. In dem Park Hua Qing Gong wurde beispielsweise ein Pavillon errichtet, bei dem das Wasser in den vier Eckpfeilern eines Pavillons hochgeleitet und dann an allen vier Seiten anstelle fester Wände einen kühlenden Wasserschirm bildete. In Peking zeugen Wassergärten vom Reichtum und vom Wasser-Reichtum der Kaiserfamilie, so der „Garten der Überschäumenden Quelle“. Weit über China hinaus berühmt sind die Gärten des Sommerpalastes mit ihrer Seenlandschaft und künstlich geschaffenen Inseln.

 

Letzte Station dieser kleinen Gartenreise sind die schwimmenden Gärten von Xochimilco, die die Azteken dort anlegten, wo sich heute die Metropole Mexiko-Stadt befindet. Die Azteken nannten die zahlreichen in einer flachen Seenlandschaft rund um die Hauptstadt Tenochtitlán angelegten Inseln den „Ort der Blumenfelder“. Um neue kleine Inseln entstehen zu lassen, wurden Pfähle in den Untergrund gerammt, mit Flechtwerk verbunden und dann so lange mit Schlamm, Erde und Pflanzenresten aufgeschichtet, bis die neue Insel über den Wasserspiegel des Sees hinausragte. Die Inseln waren sehr fruchtbar, ließen mehrere Ernten im Jahr zu und konnten die etwa 250.000 Einwohner der Azteken-Hauptstadt ernähren.

 

Die spanischen Eroberer hatten kein Verständnis für diese Gartenwelt und legten sie weitgehend trocken. Heute sind nur noch kleine Reste der Gärten von Xochimilco vorhanden. Die beliebte Touristenattraktion ist stark gefährdet. Es ziehen immer mehr Menschen in das Gebiet, das so seinen Charakter als Gartenlandschaft verliert. Andere Gefährdungen hat Walter Schmidt im Oktober 2004 in der „Süddeutschen Zeitung“ so beschrieben: „… im Wasser treiben immer wieder tote Fische, Getränkedosen, Plastikflaschen und anderer Müll, den die Bewohner entlang der Kanäle hinterlassen. Anstelle von Frischwasser … werden seit 1950 Haushaltsabwässer in die Kanäle geleitet. Seit 1990, als die Wassergärten von Xochimilco zum ‚Städtischen Ökologie-Park‘ ausgerufen wurden, werden die Einleitungen immerhin halbwegs geklärt, wenn die Anlagen funktionieren.“

 

© Frank Kürschner-Pelkmann