Wasser für Hamburg
„Die Berner Au, sonst ein munter fließender Bach – jetzt hat die Dauerhitze sie fast ausgetrocknet. Muscheln und Flusskrebse mussten sich in die vereinzelten Wasserlachen zurückziehen, viele sind verendet. Durch die hohen Temperaturen der letzten Tage ist das Wasser des Flusslaufes zum größten Teil verdunstet … Auch die Wandse in Rahlstedt ist abschnittsweise fast völlig ausgetrocknet – und so sieht es mit den meisten Hamburger Gewässern aus.“ Diese Zeilen stammen nicht aus einem Roman zu Umweltproblemen im Jahr 2030, sondern aus dem „Hamburger Abendblatt“ vom 9. August 2003. Es herrschte „gutes Wetter“ in Hamburg, aber der Sonnenschein brachte ans Licht, wie schwierig die Situation der Gewässer der Stadt mittlerweile ist.
Dabei entstand Hamburg an den sumpfigen Ufern von Elbe, Bille und Alster. Die Landschaft wurde bestimmt durch zahlreiche Bäche und Feuchtgebiete. An viele Bäche und Brunnen erinnern heute nur noch Straßennamen, und aus Sümpfen und feuchten Wiesen sind bevorzugte Wohngegenden geworden. Schon 1189 erfolgte ein erster entscheidender Eingriff in die Natur. Ein Müller erhielt die Genehmigung, den Fluss Alster aufzustauen und eine Wassermühle zu betreiben. Auf diese Weise entstand im Norden des damals noch kleinen Ortes ein See, der später geteilt wurde und heute als Binnen- und Außenalster das Bild der Stadt prägt.
Der Unterlauf der Alster und die Elbe wurden so gestaltet, wie es für den wachsenden Hafen erforderlich erschien. Zum Beispiel wurde mehr Flusswasser in den nördlichen Arm der Elbe geleitet, damit die Schiffe immer genug Wasser unter dem Kiel hatten. Das Stadtzentrum wurde von Alsterarmen und Kanälen durchzogen, auf denen Boote und kleinere Schiffe die Waren direkt zu den Kaufmannshäusern bringen konnten. Hamburg wurde durch seine Lage an Flüssen reich, und Hamburger Schiffe verkehrten bald in großer Zahl auf Nord- und Ostsee und bald auch auf den Weltmeeren.
Wasser bedeutete aber auch Gefahr, vor allem durch hohe Fluten, die besonders die Bewohner der Elbinseln immer wieder trafen. Deshalb wurde der Deichbau schon früh zu einer wichtigen städtischen Aufgabe und ist es bis heute geblieben. Mittelalterliche Sturmfluten verliefen gemessen an den heutigen Fluten harmloser, weil das Elbtal bei Hamburg und bis zur Nordsee breit war und das Wasser sich über große Flächen verteilen konnte. Das hat sich durch die Eindeichungen der letzten Jahrhunderte und besonders der letzten Jahrzehnte stark geändert, was zu einem wesentlichen Teil erklärt, warum die Sturmfluten von 1961 und 1976 sich so katastrophal auswirkten. Hamburg liegt in dem Bereich der Elbe, in den kein Meerwasser mehr vordringt, wo aber das hereindrückende Nordseewasser bei Flut in den Unterlauf des Stroms eindringt und das Flusswasser stoppt. Es gibt deshalb in Hamburg, etwa 80 Kilometer von der Elbmündung entfernt, einen deutlichen Tidenhub, also einen großen Unterschied zwischen dem Wasserstand bei Ebbe und bei Flut.
Wasser bedeckt heute acht Prozent der Fläche der Hansestadt Hamburg, wovon etwa die Hälfte auf die Elbe und die Hafenbecken entfällt. Nur 2,2 Prozent des Elbufers auf Hamburger Gebiet sind noch „eingeschränkt naturnah“.
Wasser aus der Leitung zunächst nur für die Reichen
Hamburg ist seit dem Mittelalter eine selbstständige Stadt, deren Geschicke Jahrhunderte lang wirtschaftlich und politisch von einigen Kaufmannsfamilien bestimmt wurden. Diese hatten das Interesse, ihre Steuerbelastung niedrig zu halten und staatliche Ausgaben auf ein Minimum zu beschränken. Deshalb war die Wasserversorgung bis Mitte des 19. Jahrhunderts Privatangelegenheit. Bereits 1370 schlossen sich reiche Bürger zu einer „Feldbrunnen-Interessentschaft“ zusammen. Sie erhielten ihr Wasser von einer Quelle außerhalb der Stadtwälle durch eine Rohrleitung aus Holz. Die ärmere Stadtbevölkerung schöpfte ihr Trinkwasser vor allem aus den Fleeten, also den Alsterarmen und Kanälen, die die Stadt durchzogen. Diese Fleete dienten allerdings auch für die Entsorgung der Abwässer. Dass mit diesem Wasser auch das seit dem Mittelalter berühmte Hamburger Bier gebraut wurde, erklärt vielleicht seine vielgelobte Würze.
Mit wachsender Bevölkerung stiegen hygienische Probleme und Wasserbedarf. Für die Reichen und Wohlhabenden der Stadt wurde daher die private Wasserversorgung ausgebaut, wofür auch Wasser aus der Binnenalster genutzt wurde. Das Alsterwasser wurde allerdings auch immer schlechter, seit sich im 19. Jahrhundert an dem Hamburger Binnensee Fabriken ansiedelten, vor allem eine große Kattunfabrik. Den Ärmeren blieben die Fleete oder der Kauf von Wasser von Wasserträgern, die es von den Quellen oder – wenn sie bequem waren – aus den Fleeten holten. Das berühmte Stadtoriginal Hummel war einer dieser Wasserträger (siehe Abschnitt Wasserträger Link).
Erst nach dem großen Brand von 1842, der weite Teile der Stadt in Schutt und Asche legte, wurde auf Initiative des britischen Ingenieurs William Lindley eine zentrale Wasserversorgung geplant. Es gab heftige öffentliche Debatten darüber, ob diese Versorgung privat bleiben oder von der Stadt wahrgenommen werden sollte. Lindley und die anderen Verfechter der öffentlichen Versorgung konnten sich durchsetzen. Die Argumente des englischen Ingenieurs sind bis heute aktuell geblieben. Es gelte eine Versorgung sicherzustellen, „die Rücksicht auf die unvermögenden Classen der Bevölkerung“ nimmt. Lindley fügte hinzu: „Es bedarf bei dem letztgenannten Punkte keiner Auseinandersetzung der wohlthätigen Folgen, welche eine reichliche Wasserversorgung auf die Gesundheit äußert, wohl aber eine Hervorstellung des Unterschiedes zwischen einer Überlassung des Wassers an die Unvermögenden entweder durch den Staat oder durch eine Interessentenschaft.“ Lindley schlug vor, die Armen kostenlos mit Wasser zu versorgen, aber diese Idee nahmen die politisch Verantwortlichen in der Kaufmannsstadt Hamburg nicht auf. Immerhin wurde eine Wasserversorgung in kommunaler Trägerschaft aufgebaut.
Cholera-Epidemie: Wie Kosteneinsparungen sehr teuer wurden
Es wurden ein städtisches Wasserwerk an der Elbe oberhalb von Hamburg und ein Leitungsnetz gebaut.1848 nahm die „Stadt-Wasserkunst“ die Versorgung auf. Daraus sind später die Hamburger Wasserwerke geworden. Es entstand eines der modernsten Versorgungssysteme Europas, nur in England gab es Vergleichbares. Das Elbwasser wurde durch große Becken geleitet, wo die Schwebstoffe sich absetzen konnten, bevor das Wasser in einen Wasserturm gepumpt und über ein Leitungsnetz verteilt wurde. Aus Kostengründen verzichtete man allerdings auf eine Filterung des Wassers, wie es Lindley vorgeschlagen hatte. Das war dem Senat der Stadt zu teuer.
Diese Kosteneinsparung wirkte sich fatal aus. Zwar lag das Wasserwerk oberhalb der Stadt, aber bei Flut wurde das Elbwasser einschließlich der städtischen Abwässer flussaufwärts gedrückt und gelangte so auch in das Trinkwasser. Das gab der Cholera-Epidemie von 1892 erst ihre katastrophalen Ausmaße. Zwar hatte man zu diesem Zeitpunkt mit dem Bau von Filteranlagen begonnen, aber sie wurden nicht mehr rechtzeitig fertig, um die Katastrophe zu verhindern. 8.000 Menschen starben an der Cholera.
Dass sich die Krankheit so rasch ausbreitete, lag auch daran, dass noch Ende des 19. Jahrhunderts unbeschreibliche hygienische Verhältnisse in den ausgedehnten Armenvierteln der Stadt herrschten. In nur fünfzig Jahren hatte sich die Bevölkerung Hamburgs verdreifacht. Die Stadt hatte nun mehr als 600.000 Einwohner. Wie in den heutigen Metropolen im Süden der Welt lebten viele Menschen in Slums, die man in Hamburg Gängeviertel nannte. Baufällige, feuchte Häuser standen dicht zusammen, und zwischen ihnen blieben nur schmale Gänge, in die selten ein Sonnenstrahl drang.
Das Leben in diesen Vierteln war hart, gefährlich und ungesund. Bis hierhin reichte die öffentliche Wasserversorgung nicht, sodass viele Bewohner sich in Eimern das Wasser aus den Fleeten holten. Diese Wohnquartiere sollten abgerissen werden, galten sie doch als Schandfleck der Stadt. Nachdem er die Zustände in den armen Wohnquartieren der Stadt kennengelernt hatte, erklärte der berühmte Arzt Robert Koch: „Ich vergesse, dass ich mich in Europa befinde.“ Und er fügte hinzu: „Ich habe noch nie solche ungesunde Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten für jeden Ansteckungskeim angetroffen wie in den Gängevierteln …“ Aber auch das Trinkwasser aus der Leitung war von zweifelhafter Qualität, sodass ein Zoologe 1885 eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Die Fauna der Hamburger Wasserleitung“ veröffentlichen konnte.
Die Cholera-Epidemie bedeutete für die Stadt auch einen großen wirtschaftlichen Schaden, weil eine Quarantäne verhängt wurde und der Außenhandel völlig zum Erliegen kam. Deshalb wurden die Filteranlagen für das Trinkwasser nun rasch fertiggestellt. Aber da sich immer mehr Industrieunternehmen am Ober- und Mittellauf der Elbe ansiedelten und die rasch wachsenden Städte große Mengen ungeklärten Abwassers in den Fluss einleiteten, sank die Wasserqualität ständig. Deshalb wurde im 20. Jahrhundert die Unabhängigkeit vom Elbwasser für die Wasserversorgung Hamburgs angestrebt. Es wurden systematisch neue Grundwasserwerke gebaut, aber erst von 1964 an wurde kein Elbwasser und anderes Oberflächenwasser mehr für die Trinkwasserversorgung genutzt.
Hohe Qualität zu stabilen Preisen
Im Hamburg waren Wasserversorgung und Abwasserentsorgung bisher auf zwei selbstständige Betriebe aufgeteilt, die Hamburger Wasserwerke und die Hamburger Stadtentwässerung. Anfang des Jahrhunderts bestand die Gefahr, dass die Wasserversorgung der Stadt privatisiert würde, so wie es in verschiedenen größeren deutschen Städten bereits geschehen war. Im August 2004 forderten mehr als 140.000 Hamburgerinnen und Hamburger in einem Volksbegehren, dass die Wasserversorgung der Stadt nicht privatisiert werden dürfe. Dass bedeutete das Ende jeglicher Privatisierungspläne und die Wasserwerke blieben dauerhaft im kommunalen Eigentum.
Wasserwerke und Stadtentwässerung sind 2006 zum Unternehmen „Hamburg Wasser“ zusammengeschlossen worden, zu dem auch mehrere Tochterunternehmen gehören. „Hamburg Wasser“ versorgt neben der Hansestadt mehr als zwei Dutzend Gemeinden im Umland mit Trinkwasser. „Hamburg Wasser“ wurde zum größten kommunal betriebenen Wasserunternehmen in Deutschland, nachdem die Berliner Wasserbetriebe 1999 teilprivatisiert worden waren. Inzwischen wurde die Wasserversorgung in Berlin rekommunalisiert, nachdem die Privatisierung ausgesprochen enttäuschende Ergebnisse zeitigte.
„Hamburg Wasser“ betreibt 17 Grundwasserwerke, von denen einige in Schleswig-Holstein und Niedersachsen liegen. Es gibt 461 Förderbrunnen mit einer Tiefe von bis zu etwa 430 Metern, aus denen jährlich etwa 120 Millionen Kubikmeter Wasser gefördert werden. „Hamburg Wasser“ hat einschließlich des Abwasserbereichs etwa 2,400 Beschäftigte, davon etwa 1.000 in der Wasserversorgung, vor einigen Jahren waren es noch deutlich mehr.
Das Unternehmen ist stolz darauf, ausschließlich Grundwasser für die Trinkwasserversorgung heranzuziehen. Um die Trinkwasserqualität langfristig zu sichern, sind in Hamburg zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden. Dabei wirkt sich die enge Zusammenarbeit von kommunalem Wasserunternehmen und Umweltbehörde sehr positiv aus. Eine wichtige Maßnahme ist der Schutz der Trinkwasserschutzgebiete, in deren Umgebung landwirtschaftliche und gewerbliche Tätigkeiten nur eingeschränkt möglich sind. „Hamburg Wasser“ hat landwirtschaftliche Flächen in seinem Eigentum im Nordosten Hamburgs bewusst an einen ökologisch wirtschaftenden Landwirt verpachtet, um sicherzustellen, dass es zu keinem Einsatz von Pestiziden etc. kommt.
Gefahren für das Trinkwasser
Anlässlich seiner Jahrespressekonferenz am 11. Juni 2018 hat „Hamburg Wasser“ einen besseren Schutz des Trinkwassers gefordert. Grund sind Mikroverunreinigungen: Düngemittel, Pestizide und Medikamentenrückstände sowie Spuren aus der Industrie wie Mikroplastik und Süßstoffe könnten langfristig die Grundwasserqualität beeinträchtigen. Der städtische Versorger hat deshalb zum Umdenken beim Umgang mit Schadstoffen aufgefordert.
Ingo Hannemann, technischer Geschäftsführer von „Hamburg Wasser“, warnte: „Zwar ist unser Grundwasser in Hamburg sehr gut geschützt, dennoch müssen wir alles daransetzen, Einträge von Spurenstoffen zu verhindern, damit sich diese nicht irgendwann in unserem Grundwasser anreichern.“ Gelingt das nicht, werde sich die Qualität des Grundwassers verschlechtern. Steigende Kosten bei der Wasseraufbereitung wären nur eine der negativen Folgen.
Nathalie Leroy, die Sprecherin der Geschäftsführung, hob hervor: „Wasserwerke und Kläranlagen sind kein Reparaturbetrieb für gesellschaftliches und wirtschaftliches Fehlverhalten. Damit Spurenstoffe nicht zu einem ernsthaften Problem werden, müssen strengere Gesetze zum Schutz des Wassers her. Gleichsam müssen die Verursacher stärker in die Pflicht genommen werden.“ Leroy konkretisierte: „Wir fordern strengere Regeln für den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und mehr Fördermittel für die Erforschung biologisch abbaubarer Arzneistoffe. Vor allem wünschen wir uns aber ein Verbot von Stoffen, die nicht biologisch abbaubar sind und keinen gesellschaftlichen Nutzen haben.“
Ein großes Problem stellen in der Industriestadt Hamburg seit Jahren die Bodenbelastungen mit Schadstoffen dar. Dies betrifft sowohl Deponien als auch die Flächen, die von Industriebetrieben genutzt werden oder wurden. In der Deponie Georgswerder in der Nähe eines damaligen Wasserwerkes wurden 1987 große Mengen Schwermetalle entdeckt. Seither kann nur unter Einsatz von Millionenbeträgen verhindert werden, dass die zahlreichen giftigen Stoffe, die unter den Hausmüll gemischt wurden, in das Grundwasser eintreten. Dieses technisch aufwendig gestaltete Sanierungsprojekt hat Modellcharakter in Deutschland. Insgesamt gibt es in Hamburg aber mehr als 2.000 Flächen, bei denen der Verdacht besteht, dass sie mit industriellen Altlasten die Umwelt und besonders das Trinkwasser gefährden.
Trotz solcher Gefahren hat sich die Gewässerqualität in Hamburg in den letzten Jahren deutlich verbessert. Ein wichtiger Grund ist, dass in Tschechien und den neuen Bundesländern große Investitionen zur Verminderung der schädlichen Einleitungen in den Fluss getätigt wurden. Aber auch die Industriebetriebe in Hamburg selbst erfüllen inzwischen höhere Umweltanforderungen. Sämtliche Einleitungen in die Elbe und ihre Nebenflüsse wurden auf Hamburger Gebiet entweder gestoppt oder werden auf ihre Inhalte überprüft.
Sinkender Wasserverbrauch – ein Erfolg der Umweltpolitik
Es gehört zu den großen Erfolgen der Hamburger Behörden, der Wasserwerke, der Industrie und der Haushalte, dass die Wasserförderung seit 1980 um rund 60 Prozent gesenkt werden konnte. Viele Industrieunternehmen haben wassersparende Produktionsverfahren eingeführt und betriebsinterne Wasserkreisläufe aufgebaut, um das Wasser mehrfach zu nutzen. Diese Einsparungen haben den Effekt gehabt, dass die Grundwasserstände in vielen Stadtteilen wieder merklich angestiegen sind.
Auch der verminderte private Trinkwasserverbrauch hat diesen Erfolg ermöglicht. Betrug er in Hamburg 1992 pro Kopf und Tag noch 136 Liter, so war er 2004 auf 113 Liter gesunken, inzwischen sind es etwa 110 Liter. Der Verbrauch liegt damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Dazu haben die vielfältigen Initiativen der Wasserwerke zur Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit wesentlich beigetragen. Eine weitere erfolgreiche Maßnahme zur Verminderung des Wasserverbrauchs war die Bestimmung, dass alle Häuser und Wohnungen mit Wasserzählern ausgestattet sind. So wird nicht nur für Hauseigentümer, sondern auch für alle Mieterinnen und Mieter ein finanzieller Anreiz geschaffen, Wasser zu sparen.
„Hamburg Wasser“ hat trotz sinkender Absatzmenge die Preise pro Kubikmeter Wasser von 1996 bis 2003 konstant halten können. Anfang 2004 wurden sie um knapp 1,5 Prozent erhöht, während sie bei den damals von privaten Unternehmen geführten Berliner Wasserbetrieben um 15 Prozent stiegen. Seither sind die Wasserpreise in Hamburg sehr moderat, Anfang 2019 um 2 Cent auf 1,77 Euro pro Kubikmeter. „Hamburg Wasser“ ist ein überzeugendes Beispiel dafür, dass kommunale Wasserunternehmen sehr effizient arbeiten können.
Das wird auch dadurch belegt, dass im 5.300 Kilometer langen Leitungsnetz nur etwa vier Prozent des Wassers nicht bei den Kunden ankommen, also durch Leckagen verloren gehen. Damit liegt Hamburg weit vor anderen Großstädten. Der Vergleich mit dem privatisierten Londoner Wasserunternehmen Thames Water, das zwischenzeitlich zum RWE-Konzern gehörte, ist eindeutig. Dort belaufen sich die Wasserverluste auf mindestens 30 Prozent.
Kein Grund zur Wasserverschwendung
Dass in Hamburg weiterhin Trinkwasser umsichtig verbraucht werden muss, wird dadurch belegt, dass größere Mengen des kostbaren Nasses aus der Nordheide nach Hamburg gepumpt werden. Zu den Auswirkungen der Wasserentnahme in der Nordheide gibt es diametral entgegengesetzte Bewertungen. Die Hamburger Wasserwerke stufen die Entnahme als ökologisch unbedenklich ein. Die Interessengemeinschaft Grundwasserschutz Nordheide (IGN) berichtet hingegen, dass der Wasserspiegel in der Umgebung des Wasserwerkes sinkt.
Zu berücksichtigen ist auch, dass als Folge steigender Durchschnittstemperaturen der Wasserverbrauch steigt. Nach dem heißen Sommer 2018 gab „Hamburg Wasser“ am 27.12.2018 in einer Pressemitteilung bekannt: „Große Hitze und großer Durst in Hamburg. Der Sommer 2018 führte zu rekordverdächtigen Wasserabgaben. Allein zwischen Mai und August flossen rund 45 Millionen Kubikmeter Trinkwasser aus den Hähnen – so viel wie noch nie in diesem Jahrtausend.“ Und auch dies diagnostizierten die Wasserbetriebe in ihrer Mitteilung: „Trotz Hitze und Trockenheit kam es an zwei Tagen zu Starkregenfällen, die statistisch betrachtet nur alle 100 Jahre vorkommen. Die gemessene Niederschlagshöhe lag in diesem Jahr trotzdem bei nur 412 mm und ist damit die zweitniedrigste seit Beginn der Messungen im Jahre 1891.“ Die allermeisten seriösen Klimaforscher, sei hier hinzugefügt, sind sich einig, dass durch den Klimawandel sowohl die Durchschnittstemperaturen steigen als auch die Extremwetterereignisse zunehmen. Die Hamburgerinnen und Hamburger konnten sich 2018 davon überzeugen, dass es deutliche Anzeichen dafür gibt, dass der Klimawandel begonnen hat.