James Massey - ein indischer Befreiungstheologe, der sich für die Dalits engagierte

 

Die Hirten waren in biblischen Zeiten eine ausgeschlossene Gesellschaftsgruppe, und das verbindet sie mit den heutigen Dalits, den sogenannten „Kastenlosen“ Indiens. Darauf hat der indische Theologe und bekannte Vertreter der Dalit-Bewegung Dr. James Massey immer wieder hingewiesen, wenn er von Weihnachten sprach. In seinem Buch über das Lukasevangelium betonte er, dass diese Hirten nicht nur während ihrer Wanderungen mit ihren Herden getrennt von der übrigen Gesellschaft waren: „Nach der Arbeit kehrten diese Hirten zu ihren Unterkünften zurück, die außerhalb des Dorfes oder der Stadt lagen. Diese Tatsache bringt die Hirten der biblischen Zeiten in die Nähe der Dalits in Indien, die gezwungen sind, außerhalb eines Dorfes oder einer Stadt zu leben.“[1]

 

Aber Hirten sind nicht nur Opfer ungerechter gesellschaftlicher Verhältnisse, bemerkte James Massey, sondern mit dem Bild von den Hirten ist auch Hoffnung und Verheißung verbunden. Fast alle Patriarchen in den ersten Büchern des Alten Testaments waren Hirten, darunter auch David. Wenn Jesu Stammbaum also auf David zurückgeführt wird, halten damit die Evangelisten auch die Erinnerung an die Hirten in der Geschichte des jüdischen Volkes wach. An verschiedenen Stellen des Alten Testaments wird Gott mit einem Hirten verglichen, erinnert der indische Theologe, so im 23. Psalm, der mit dem berühmten Satz beginnt: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“

 

Dass den Hirten angekündigt wurde, dass sie das Kind in einem Stall finden wür­den, ermöglichte es ihnen, sich sofort auf den Weg zu machen, erläutert James Massey: „Wäre der Heiland in einer reichen oder königlichen Umgebung geboren worden, hätten sich die Hirten vielleicht nicht getraut, ihn aufzusuchen. Aber der Heiland hatte einen Ort gewählt, der sich auf ihrer Ebene befand.“[2] Deshalb mach­ten sie sich, nachdem sie die Botschaft vernommen hatten, rasch auf dem Weg und fanden Maria, Josef und das Kind in einem Stall. Und der indische Theologe fügt hinzu: „Mit Sicherheit gehören die Dalits wie die Hirten zu Jesu Zeiten zur von ihm bevorzugten Gruppe/Gemeinschaft der Armen und Ausgeschlossenen.“[3]

 

Dass James Massey die den Armen und Ausgeschlossenen zugewandte Botschaft Gottes, wie sie im Lukasevangelium zum Ausdruck kommt, in seinen theologischen Überlegungen hervorhebt, ist kein Zufall. James Massey weist in einem Zeitschriftenbeitrag auf die Konsequenzen des Glaubens an die Inkarnation, der Menschwerdung Gottes, hin: „Jedes Jahr feiern Christinnen und Christen in aller Welt die Geburt von Jesus Christus, also Weihnachten, und dies ist gut so. Aber wir müssen uns daran erinnern, dass wir Weihnachten nur wirklich feiern können, wenn wir zu dem Punkt kommen, nicht nur willens zu sein, sondern tatsächlich den Akt der Inkarnation unseres Herrn in Situationen, die alles von uns abverlangen, selbst auf uns zu nehmen. Das bedeutet auch, dass die Kirche vollständig zu einem Teil des Lebens der Menschen wird, indem sie sich mit den sozial am niedrigsten stehenden Menschen der Erde identifiziert. Nur wenn sie dies tut, kann die Kirche in den Gesang der Engel einstimmen, die beim ersten Weihnachtsfest sangen: ‚Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.’ (Lukas 2,14)“[4]

 

Das Engagement für die Ausgeschlossenen der indischen Gesellschaft

 

James Massey wurde am 11. Mai 1943 in einem kleinen Dorf im Distrikt Gur­daspur im Bundesstaat Punjab geboren. Von Kindheit an lernte er kennen, was es heißt, unter sozialem Unrecht zu leiden und zu einer Dalitgemeinschaft zu gehö­ren. Er schaffte trotzdem den Weg vom kleinen Dorf zum geisteswissenschaftlichen Studium an der „Punjab University“ und zum Theologiestudium an der „Serampore University“ (1961-1967). Anschließend wurde er Pastor der „Church of North India“ (CNI), setzte aber daneben seine akademische Ausbil­dung fort. Sein erstes großes Projekt war in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre die Über­setzung der Bibel ins Panjabi, eine Aufgabe, die er allein vollendete.

 

In der Beschäftigung mit der Bibel und mit der sozialen Realität seines Landes hat James Massey erkannt, dass ein umfassender Befreiungsprozess für die Dalits und verbunden damit für die ganze indische Gesellschaft erforderlich ist und dass die Verheißungen der Bibel zu konkreten Verheißungen für die indischen Dalits werden können. Die Beschäftigung mit biblischen Texten, schrieb er später, hat ihm geholfen zu erkennen und zu vermitteln, „dass die Unterdrückungssi­tuation, in der die Dalits heute leben, weder auf ihrer eigenen Entscheidung noch auf einer Anordnung Gottes beruht. Stattdessen wurden ihnen diese Bedingungen von ihren Unterdrückern auferlegt. Dies geschah zunächst dadurch, dass sie militärisch besiegt wurden, wodurch sie zu dasa (Sklaven) wurden. Dann nahm man ih­nen eines nach dem anderen ihre grundlegenden Menschenrechte, darunter das Recht auf Bildung, wodurch man sie mental versklavte. Aber am Ende war es nicht die Unterdrückung selbst, die die Dalits zerstört hat, es war die Tatsache, dass sie selbst die Unterdrückung durch ihre Gegner akzeptierten. Sie betrachteten von nun an ihren sehr untergeordneten Status als die natürliche Ordnung der Dinge.“[5]

 

In dieser bedrückenden Situation ist für den indischen Dalittheologen die Menschwerdung Gottes zu einer großen Hoffnung geworden: „Hier, durch die Inkarnation, begegnen wir Gott, der umfassend solidarisch mit uns ist, nicht einfach wie jeder andere Mensch, sondern dadurch, dass er um unser willen seine außerweltliche Identität vollständig aufgab und zu einem der Ärmsten der Armen und im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Dalit wurde. Das Modell der Solidarität, das wir im Akt der Menschwerdung Gottes in der Geschichte finden, fordert uns als Dalitchristen dazu heraus, diesem Weg zu folgen, damit die Erfahrungen, die wir mit allen Dalits teilen, zur Grundlage unserer authentischen Dalittheologie wer­den.“[6]

 

Eine erste Gelegenheit, diese Einsichten in praktisches Handeln umzusetzen, bot sich James Massey 1985, als er die Leitung des Verlages „Indian Society for the Promotion of Christian Knowledge“ (ISPCK) übernahm, damals ein kleiner kirchlicher Verlag mit einer anglikanischen Tradition und einigen angeschlossenen Buch­handlungen. Der Verlag erreichte mit seinen Büchern nur kleine Kreise gebildeter Mitglieder der Kirche von Nordindien. Unter der Leitung von James Massey wurden Konzept und Programm des Verlages völlig umgestellt. Im Programm wurden jetzt christliche Beiträge zu den Themen Dalits, Adivasi (Angehörige der „Stammes­bevölkerung“) und Frauen in den Mittelpunkt gestellt, wie ich bei vielen Begegnungen und Besuchen feststellen konnte. ISPCK wurde rasch zum führenden ökumenischen Verlag des Landes und hat erheblich daran mitgewirkt, dass für den Aufbruch der Dalits, Adivasi und Frauen in den Kirchen auch Lesestoff zur Information und Reflexion zur Verfügung stand.

 

James Massey verband die Arbeit für den Verlag mit einem intensiven Engagement in kirchlichen und sozialen Bewegungen für Gerechtigkeit und eine Emanzipation benachteiligter Bevölkerungsgruppen. Er zählte zu den Gründungsmitgliedern des Programms „Dalit Solidarity People“, zu dessen Zielen es gehört, die Zusammenarbeit unter allen Dalits zu fördern, ihnen alternative Bildungs­mög­lichkeiten zu eröffnen und die Zusammenarbeit von Dalits und Adivasi vo­ran­zubringen. Verknüpft damit ist das Eintreten von James Massey für die Sache der Dalits und anderer unterdrückter Gruppen der indischen Gesellschaft in der weltweiten Ökumene, vor allem im Rahmen des „Ökumenischen Rates der Kirchen“ und der „Weltvereinigung für Christliche Kommunikation“.

 

Wissenschaftliche Arbeit und gesellschaftliches Engagement

 

Daneben hat James Massey Zeit gefunden zur Fortführung seiner wissenschaftlichen Arbeit. Er promovierte 1990 an der Universität Frankfurt am Main mit einer Arbeit über die Sikhreligion. An dieser Universität habilitierte er sich 1995 mit einer religionswissenschaftlichen Arbeit. Dr. James Massey hat insgesamt mehr als 20 Bücher zu den Themenbereichen Religion, Dalittheologie, Minderheitsrechte und Kommunikation veröffentlicht. In zahlreichen Zeitschriften- und Buchbeiträgen hat er die eigenständige Dalittheologie vo­r­angebracht.

 
 

1996 wurde James Massey in die „National Commission for Minorities“ der indischen Regierung berufen. Die Kommission war eingesetzt worden, um die Rech­te ethnischer, religiöser und sozialer Minderheiten in der indischen Gesellschaft zu vertreten, Übergriffe gegen Angehörige der Minderheiten zu untersuchen und für Abhilfe zu sorgen. Bis 1999 nahm James Massey an zahlreichen Untersu­chungen der Verletzung von Minderheitsrechten teil und engagierte sich in der in­dischen Politik für den Schutz der Religionsfreiheit und anderer Menschenrechte von Minderheiten.

 

James Massey leitete danach das „Centre for Dalit/Subaltern Studies“ (CDS). Die­ses Studienzentrum für Dalits und andere unterdrückte Bevölkerungsgruppen soll die befreiende Kraft des Evangeliums aus dem Blickwinkel derer studieren, die seit Jahrtausenden marginalisiert worden sind und deren Menschsein infrage gestellt wird. Als Teil des Programms bringt CDS Veröffentlichungen zur Fortentwicklung der Dalittheologie heraus, die einen Beitrag leisten sollen zu einer umfassenden Befreiung der Dalits und anderer unterdrückter Bevölkerungsgruppen. Seit 2006 arbeitet das CDS am „Dalit Bible Commentary, zur ersten Auslegung aller Bücher der Bibel aus der Perspektive von Dalits. Es sind Dalittheologinnen und -theologen, die diese Kommentare schrei­ben, die über fundierte theologische Kenntnisse verfügen, und die – was ebenso wichtig ist – an den Erfahrungen von einfachen Dalits teilhaben und die in ihren Texten die Lebensumstände der Dalits, ihre Mühen, Leiden, Ausbeutung, Wehmut, Bitterkeit, Ärger und Hass in Beziehung setzen zu den biblischen Texten. James Massey sagte bei einem Seminar in Breklum bei Husum im Mai 2011, diese Kom­mentar-Reihe „ist eines der wichtigsten Beispiele, wie die Dalits von der bedrückenden ‚Schweigekultur’, die sie so lange umgeben hatte, los gekommen sind“.[7]

 

Eine Befreiungstheologie der Dalits

 

Der „Dalit Bible Commentary“ ist eine Fortführung und ein Höhepunkt in der theologischen Arbeit von James Massey. Er hat in den letzten Jahrzehnten intensiv und systematisch an einer Befreiungstheologie der Dalits gearbeitet und gehört zu den führenden Vertretern dieser Theologie in Indien. Durch seine intensive Mitarbeit in der weltweiten ökumenischen Bewegung hat er Befreiungstheologinnen und -theologen aus verschiedenen Kontexten von Korea bis Lateinamerika kennengelernt und sich von ihren Arbeiten inspirieren lassen. Die Kritik James Masseys an den in Indien vorherrschenden Theologien ist scharf. Er setzt sich kri­tisch auseinander mit der Theologie, die sich weiterhin an der euro­päischen Theologie orientiert, und ebenso mit jener gegenwärtig weit verbreiteten indischen Theologie, die nach Masseys Überzeugung von brah­manischen philo­so­phischen Gedanken beeinflusst ist. Beiden Theologien wirft der Dalittheologe vor, dass sie Antworten seien „auf die Erfahrungen und Bedürfnisse der Reichen und der Eliten der Welt“.[8]

 

Diese Theologien seien für die Dalits, die von diesen Eliten unterdrückt werden, nicht relevant: „Wenn Dalittheologinnen und -theologen von der Dalittheologie sprechen, bekräftigen sie damit die Notwendigkeit, eine Theologie zu formulieren, die den Dalits bei der Suche nach ihrem täglichen Brot und in ihrem Kampf zur Überwindung einer Situation von Unterdrückung, Armut, Leiden, Unrecht, Anal­pha­betismus und der Verweigerung von menschlicher Würde und Identität helfen. Es sind diese Realitäten des Lebens der Dalits, die die Formulierung einer Dalittheologie erfordern.“[9]

 

Eine wichtige Etappe für die Weiterentwicklung der Dalittheologie und anderer Befreiungstheologien in Indien wurde im Jahre 2000 das Dokument „Kairos Indien“, an dem James Massey maßgeblich mitarbeitete. Es nahm Gedanken aus dem südafrikanischen „Kairos-Dokument“ auf, in dem Mitte der 1980er Jahre die prophetische Befreiungstheologie gegen die Apartheid formuliert wurde. Der Zeitpunkt der Entscheidung und des Handelns, der Kairos, sei jetzt gekommen. Ganz in dieser Tradition heißt es am Anfang des indischen Kairos-Dokuments: „Gottes Zeit ist jetzt. Und es ist Gottes Aufforderung, zu Gott zurückzukehren. Gottes Angebot von Versöhnung, Frieden und Gnade ist überall zu hören. Gottes Ruf nach Recht und Gerechtigkeit kann nicht ungehört bleiben … Am Beginn des dritten Jahrtausends, dem großen Jubelfest der Inkarnation, ist für die Kirche in Indien und für die weltweite Kirche die Zeit – der Kairos – angebrochen.“[10] Die Kirche müsse lernen, die Zeichen der Zeit zu erkennen, dem Ruf zur Umkehr folgen und dazu beitragen, dass die Menschheit der „Fülle des Lebens“ näher kommt, die ein Zeichen der Gottesherrschaft ist.

 

Das Erwachen der Dalits wird im indischen Kairos-Dokument als tief greifendste Veränderung in der heutigen indischen Gesellschaft bewertet. Dieses Erwachen er­folgt in einer schwierigen gesellschaftlichen Situation. Der Prozess der Globalisie­rung und der damit verbundenen Konzentration wirtschaftlicher Macht trifft die Armen Indiens hart. Kleine Landwirte und andere kleine Betriebe sind machtlos gegenüber den großen Akteuren der Wirtschaft.

 

Gegen Ende des indischen Kairos-Dokuments wird die Hoffnung auf ein anderes Leben formuliert: „Wir wagen zu träumen, dass der Tag kommen wird, an dem wir wirklich eine befreite Gesellschaft genannt werden können. Wir sind uns der Kräfte bewusst, die sich der Verwirklichung unseres Traumes widersetzen werden … Aber durch die Unterdrückung wird auch unsere Solidarität wachsen. Dies ist unsere Hoffnung: Ihre Erfüllung wird schmerzlich, schwer und langsam sein, aber wir dürfen unsere Hoffnung, unser Streben und unsere Träume nicht aus den Augen verlieren.“[11] Für James Massey ist die Botschaft von Weihnachten ein Grund für diese Hoffnung – und ein Grund, diese Hoffnung nicht aufzugeben. Er starb am 2. März 2015. Der Kirchenrat Indiens würdige ihn in einem Nachruf als einen der Pioniere der Dalittheologie und als „eine der kräftigsten Stimmen für die Rechte der Dalits“.[12]

 

Die Weihnachtsgeschichte als Hoffnungsgeschichte für Indiens Arme

 

In seinem bereits zitierten Bibelkommentar zum Lukasevangelium liest und interpretiert James Massey dieses Buch der Bibel konsequent im Blick auf seine Relevanz für die indischen Dalits. „… Gott hat in Jesus beschlossen, seine Präferenz für die zu zeigen, die unten und ganz unten in der Gesellschaft angesiedelt sind. Diese Wahrheit über Gottes Wirken bringt auch die Dalits in Indien in den Bereich der göttlichen Sorge, denn … sie sind von ihren Gegnern nicht nur auf die letzte, sondern auf der allerniedrigsten Stufe der indischen Gesellschaft herabgestoßen worden. Wegen dieses Kontextes ist das Lukasevangelium sehr relevant für sie.“[13]

 

Aus der Perspektive von Dalits ist wichtig, dass Jesus keinen ausgrenzte: „Lukas hebt in seinem Evangelium immer wieder deutlich hervor, dass Jesus in diese Welt kam, um allen Menschen das Heil anzubieten, egal ob sie zu den Reichen oder Armen, den Hoch- oder den Niedriggestellten, den Herrschenden oder den Beherrschten, den Regierenden oder den Regierten, den Männern oder den Frauen, den Schwarzen oder den Weißen, den Braunen oder den Gelben oder zu sonst einer Gruppe gehörten.“[14]

 

Gottes besondere Zuwendung gilt den Armen. Dies zeigte sich auch im Akt der Menschwerdung Gottes. „Er wurde nicht einfach irgendein Mensch, sondern er wurde einer der Ärmsten unter den Armen (im wahrsten Sinne des Wortes ein Dalit), der um der Armen dieser Welt willen vollständig auf jede andere Form weltlicher Identität verzichtete.“[15] Deshalb war es nur konsequent, Maria zur Mutter Jesu auszuwählen: „Gottes Wahl einer jungen Jungfrau aus einem bedeutungslosen kleinen Dorf, das Nazareth genannt wurde, erfolgte bewusst.“[16] Und es war auch nur konsequent, dass sie das Magnifikat verkündete: „Tatsächlich war es so, dass die Mutter Jesu, die einbezogen war in Gottes Plan für das Heil der Menschheit, eine klare Vision von der Stärkung (empowerment) der Machtlosen, der Armen und der Hungrigen besaß, und ebenso, dass sie selbst als Frau eine Rolle in diesem Prozess hatte.“[17]

 

Jesus wurde unter ärmlichsten Bedingungen geboren, hebt James Massey hervor: „Maria gebar ihren erstgeborenen Sohn an einem Ort, wo sie vermutlich von Tieren, Schmutz und Gestank umgeben waren … Durch das Symbol der Krippe kön­nen wir erkennen, wie Jesus als Mensch gleich von seiner Geburt an obdachlos und schutzlos war.“[18] Das romantisiert James Massey nicht, sondern stellt es in Beziehung zur heutigen sozialen Wirklichkeit: „Dieser Kontext der Geburt von Jesus (und Gott in ihm) bringt ihn Millionen Kindern näher, die zu Gemeinschaften wie den Dalits gehören, die ihr Leben auf den Gehwegen der Städte verbringen, oder den Millionen anderer Kleinkinder, die unter erbärmlichen Bedingungen geboren werden und niemals die Möglichkeit haben, auch nur die grundlegendsten Annehm­lich­keiten eines bürgerlichen Lebens oder den Komfort zu genießen, den viele für sich selbst für selbstverständlich ansehen.“[19]

 

© Frank Kürschner-Pelkmann

 

Weitere Beiträge der Reihe "Ökumenische Porträts" finden Sie auf der Seite "Ökumenische Porträts". 



[1][1] James Massey: The Gospel according to Luke, Dalit Bible Commentary, New Delhi 2007, S.49

[2] Ebenda, S. 50

[3] Ebenda, S. 51

[4] James Massey: Current Challenges and Church Response, New Delhi 1998, S. 45

[5] James Massey: Down Trodden, The Struggle of India’s Dalits for Identity, Solidarity and Li­beration, World Council of Churches, Genf 1997, S. 58

[6] Ebenda, S. 61

[7] Unveröffentlichtes Manuskript des Nordelbischen Missionszentrums

[8] James Massey: Down Trodden, a.a.O., S.48

[9] Ebenda, S. 49

[10] Kairos Indien, Auf dem Weg zu einer egalitären, multireligiösen, gerechten und menschlichen Gemeinschaft, Delhi 2000, S. 2f.

[11] Ebenda, S. 29

[12] NCCI: Rev. Dr. James Massey passed away, NCCI News, 3.3.2015

[13] James Massey: The Gospel according to Luke, a.a.O., S. 25

[14] Ebenda, S. 26

[15] Ebenda, S. 30

[16] Ebenda, S. 40

[17] Ebenda, S. 43

[18] Ebenda, S. 47

[19] Ebenda