Feuchtgebiete in Afrika, Asien und Lateinamerika

 

Im Süden der Welt hat die systematische Zerstörung von Feuchtgebieten später begonnen als in Europa und Nordamerika, aber dieser Prozess hat inzwischen ein beängstigendes Tempo angenommen. So sind in nur 30 Jahren vier Fünftel der Feuchtgebiete an der Küste der Philippinen zerstört oder schwer geschädigt worden. Zu einem solchen Zerstörungswerk tragen Ent­wick­lungs­projekte wie die Umwandlung von Feuchtgebieten in Flächen für die Bewässerungs­landwirtschaft wesentlich bei. Auch wirkt sich der Entzug von immer mehr Flusswasser für die städtische Trinkwasserversorgung und Bewässerungsprojekte zerstörend auf die Feuchtgebiete in den Deltaregionen großer Flüsse aus. Dies gilt zum Beispiel für die Zuflüsse des Aralsees. Dabei sind die Feuchtgebiete nicht nur für die Tier- und Pflanzenwelt unverzichtbar, sondern selbst unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wichtig für die Menschen.

 

Ein Beispiel ist das Pantanal-Feucht­gebiet in der Grenzregion von Brasilien, Paraguay und Bolivien, das drei Mal so groß wie Irland ist und wo bis zu acht Millionen Stück Vieh grasen. In vielen anderen Feuchtwäldern und Sümpfen findet die lokale Bevölkerung reichlich Beute zum Jagen und zum Fischen.

In den letzten Jahrzehnten sind Feuchtgebiete wie das 30.000 Quadratkilometer große Okavanga-Delta in Botswana zu wichtigen Zielen für den Tourismus geworden. Und wenn die Besucher nicht wie in den Everglades mit lautstarken „Airboats“ durch die Naturschutzgebiete rasen, lässt sich ein Zusammenleben von Menschen und Tieren in solchen Regionen durchaus erreichen.

 

Dass Feuchtgebiete eine spirituelle Bedeutung haben, lässt sich selbst aus einem Arbeitspapier der Weltbank zu „Wetlands Management“ entnehmen, das 2003 erschienen ist. Darin heißt es: „Feuchtgebiete haben Möglichkeiten zur spirituellen Bereicherung und Erholung geboten … Feuchtgebiete haben eine bedeutende Rolle in der Entwicklung vieler Zivilisationen gespielt, ihre historische Bedeutung ist enorm. In manchen Regionen sind viele Generationen in der Nähe von oder in Feuchtgebieten aufgewachsen, die ein wichtiges Merkmal ihrer Kunst, Literatur und Religionen geworden sind.“

 

© Frank Kürschner-Pelkmann