Bedrohte Mangrovenwälder

 

Ökologisch besonders wichtig und zugleich besonders bedroht sind die Mangrovenwälder in den tropischen Küstengebieten. Sie haben sich auf unterschiedlich hohe Wasserstände und das Brackwasser eingestellt, das durch die Mischung von Meeres- und Süßwasser in den Küstenregionen entsteht. In den Luft- und Stelzwurzeln der Mangroven finden viele Jungfische in den ersten Wochen ihres Lebens Schutz vor Raubfischen und zugleich reichlich Nahrung, sodass die Mangrovenwälder so etwas wie die Kindergärten des Meeres sind. Für die Bevölkerung in den Küstenregionen sind die Wälder wichtig für die Holzgewinnung zum Hausbau und als Brennholz. Auch finden sie in den Wälder Früchte und Heilpflanzen. Mangrovenwälder schützen die Küstenregionen vor schwere Schäden durch Stürme und verhindern, dass die obere Bodenschicht ins Meer gespült wird. So verliert Vietnam nach der Zerstörung vieler Mangroven­waldgebiete durch die US-Armee mit dem Herbizid „Agent Orange“ heute große Küstenflächen an das Meer und hat mit einer systematischen Wiederaufforstung begonnen.

 

Die Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2004 hätte sich nach Auffassung der „World Conservation Union“ weniger verheerend ausgewirkt, wenn nicht so viele Mangroven zerstört worden wären. Dies gilt besonders für die Touristenzentren, die in früheren Küstenwaldgebieten angelegt wurden, und wo nur noch einzelne Bäume übrig gelassen wurden, um die Küste in einen langen Strand zu verwandeln.

 

Dort, wo die Mangrovenwälder noch weitgehend intakt waren, haben sie wie Wellenbrecher gewirkt und die Zahl möglicher Opfer und den Umfang der Schäden stark reduziert. Dies war zum Beispiel in Sri Lanka auch die Beobachtung der lokalen Bevölkerung, die im Schutz der Mangrovenwälder lebt. Abgesehen von besonders stark betroffenen Gebieten auf Sumatra haben die Mangrovenwälder selbst weniger Schaden genommen, als man befürchten musste. Das Fazit in einer Erklärung der „World Conservation Union“ vom 7. Januar 2005: „Mangrovenwälder, die sich im Tidegebiet zwischen See und Land befinden, haben eine vitale Rolle bei der Stabilisierung der Küstenlinien und zum Schutz gegen Tsumanis, Zyklone und andere extreme Wetterereignisse.“

 

Auch diese Erfahrung ist ein Grund dafür, die Mangrovenwälder zu er­halten oder wieder herzustellen. Auf der südphilippinischen Insel Samal unterstützt die deutsche Umweltinitiative „Rettet den Regenwald“ die Wiederherstellung eines Mangrovenwaldes. Das ist ein mühsames Unternehmen, denn in einem intakten Mangrovenwald wachsen junge Bäume oft in der zweiten Reihe im Schutz großer Mangroven. Bei der Neuanpflanzung sind sie aber schutzlos Meereswellen, Stürmen und Treibholz ausgesetzt. Auch Plastikmüll und andere Umweltbelastungen behindern das Entstehen eines neuen Waldes. Aber immerhin sind in drei Jahren schon mehrere Tausend Setzlinge angewachsen und haben eine Größe von 1,50 Meter er­reicht. „Rettet den Regenwald“ hat auf Samal mit der staatlichen Umweltbehörde eine Zusammenarbeit begonnen, deren gewachsene Sensibilität für die Bedeutung des Mangrovenwaldes auch darin zum Ausdruck kommt, dass die noch intakten Waldgebiete geschützt werden und zum Beispiel der Erweiterungs­antrag einer Fischfarm abgelehnt wurde, weil damit eine Zerstörung von Mangroven verbunden gewesen wäre.

 

© Frank Kürschner-Pelkmann