Das Gedächtnis des Wassers

 

Es war schon ein merkwürdiges Trio, das die Labors des staatlichen französischen Instituts „Inserm“ in Paris betrat: John Maddox, Chefredakteur der renommierten Wissenschaftszeitschrift „Nature“, James Randi, berühmter Zauberkünstler, und Walter Steward, Fälschungsexperte. Sie hatten sich auf die Reise begeben, um die Stichhaltigkeit der Behauptungen des Immunologen Jacques Benveniste zu überprüfen, der in einem Beitrag in „Nature“ dargestellt hatte, wie ihm der Nachweis gelungen sei, dass Wasser ein Gedächtnis habe. Er hatte eine Lösung mit Blutkörperchen so stark verdünnt, dass kein Blutkörperchen mehr in dem untersuchten Wasser vorhanden war. Trotzdem habe er die Wirkung der Blutkörperchen nachweisen können: „All das geschieht so, als ob sich das Wasser daran erinnere, einmal das Molekül gesehen zu haben.“ Wichtige Voraussetzung dafür sei, dass das Wasser geschüttelt werde. Zudem habe nur Wasser diese Eigenschaft, Informationen aufzunehmen und für eine gewisse Zeit zu speichern.

 

Der Beitrag löste 1988 lebhafte Debatten in der Wissenschaftswelt aus, und so machte sich der „Nature“-Chefredakteur auf den Weg nach Paris, um die Ergebnisse in einem Test zu überprüfen – und damit nicht gemogelt werde, nahm er den Zauberer und den Fälschungs­experten mit. Von dem, was in dem Labor geschah, gibt es unterschiedliche Versionen: Hat die Assistentin von Professor Benveniste bei der Durchführung der Versuche geschummelt, waren die Laborberichte unzuverlässig geführt, gab es keinerlei Nachweis dafür, dass das Wasser ein Gedächtnis hat … Jedenfalls veröffentlichte „Nature“ in seiner nächsten Ausgabe, der Beweis für ein Ge­dächtnis des Wassers sei nicht gelungen. Jacques Benveniste stand nun als Scharlatan und Betrüger da. Er verlor seinen Posten im „Inserm“ und sah sich als Opfer einer Attacke im „McCarthy-Stil“. Benveniste kämpfte aber hartnäckig weiter um die Rettung seines Rufes und für seine Behauptung, das Gedächtnis des Wassers lasse sich wissenschaftlich nachweisen. Er eröffnete ein neues Institut.

 

Der Nobelpreisträger Georges Charpark erklärte sich bereit, in einer Serie von Experimenten zu prüfen, ob die Behauptungen Benvenistes sich wissenschaftlich nachweisen ließen. Aber Charpark gelang es nicht, einen überzeugenden Beweis zu erbringen. Alles Scharlatanerie? Es gab auch Untersuchungsergebnisse, die die Thesen des französischen Wissenschaftlers plausibel erscheinen ließen. Als Benveniste am 3. Oktober 2004 starb, wurde in der Wissenschaftswelt weiter debattiert, ob es ihm nun gelungen sei, bahnbrechende Erkenntnisse über das Wasser zu gewinnen oder ob seine Versuche ein Schlag ins Wasser waren.

 

Bei der Debatte ging und geht es nicht allein um den Ruf eines Wissenschaftlers oder eine abstrakte naturwissenschaftliche Erkenntnis. Es geht vor allem um das Verständnis der Natur und besonders des Wassers – und um viel Geld. Warum Geld? Wenn Benveniste recht hatte, dann ist nach zwei Jahrhunderten der wissenschaftliche Nachweis erbracht, dass die Homöopathie wirksam sein kann, und das hätte zumindest mittelfristig Auswirkungen auf die Anerkennung homöopathischer Heilmittel. Daran kann die Pharmaindustrie kein Interesse haben, denn damit würde ihr Anteil an den Gesundheitsausgaben deutlich sinken. Schon heute, wo die Homöopathie von den Krankenkassen meist nicht bezahlt wird, haben schon 38 Prozent der Bundesbürger laut einer Untersuchung des „Stern“ Anfang 2004 mindestens einmal Erfahrungen mit diesen Heilverfahren gemacht, weitere 20 Prozent interessieren sich dafür. Mit allgemeiner wissenschaftlicher und kassenärztlicher Anerkennung wäre also zu erwarten, dass noch mehr Erkrankte auf die Kügelchen und Flüssigkeiten der Naturheilkundler und weniger auf die Produkte der großen Pharmakonzerne vertrauen würden.

 

Mit Wasser heilen

 

Die Homöopathie beruht auf den Beobachtungen des Arztes Samuel Hahnemann Ende des 18. Jahrhunderts, dass Ähnliches mit Ähnlichem behandelt werden kann. Er verdünnte Ursubstanzen immer weiter, bis in einem Fläschchen der Flüssigkeit kein Molekül der Substanz mehr zu erwarten war. Bei diesem Prozess der Verdünnung werden auch heute die Flüssigkeiten genau nach den Anweisungen Hahnemanns geschüttelt. Dadurch übertragen sich die Informationen der Ursprungssubstanz als Energie auf Wasser und Alkohol, so die Überzeugung der Anhänger der Homöopathie. Wird also eine Wirkung erzielt, obwohl die ursprüngliche Substanz in der Flüssigkeit, mit der ein Patient behandelt wird, nicht mehr vorhanden ist? Ohne ein Gedächtnis des Wassers wäre das nicht möglich, mit einem solchen Gedächtnis aber sehr plausibel.

 

Hahnemann erzielte zahlreiche Heilerfolge, und das überzeugte viele, auch wenn seine Methoden in der damaligen „Fachwelt“ umstritten waren – aber die arbeitete mit Methoden wie Aderlass und der Behandlung mit Quecksilber und Blei, die heute glücklicherweise längst aus der Medizin verbannt sind. Die Kritik an der Homöopathie hat die Jahrhunderte überdauert. In einer Sendung des Südwestdeutschen Rundfunks am 15. April 2001 zum Thema „Wasser mit Gedächtnis“ äußerte zum Beispiel Dr. Jürgen Windeler vom Institut für Biometrie in Heidelberg: „Die Homöopathie an sich halte ich für ein Verfahren mit unbelegter Wirksamkeit und für ein völlig spekulatives, fehlgeleitetes, in überhaupt keinem Detail jedenfalls belegtes Theoriegebäude. Und ich denke deswegen auch nicht, dass sich wissenschaftlich begründete Medizin und Homöopathie da irgendwo in der Mitte … treffen können.“

 

Warum aber könnte die Homöopathie viele Heilerfolge aufweisen, wenn die Substanzen tatsächlich wirkungslos sein sollten und das Wasser sich an nichts erinnert? Das liegt vor allem am Placebo-Effekt, behaupten die Gegner dieser Methoden. Die Patienten würden glauben, dass die Medikamente helfen würden, und das trage zu ihrer Gesundung bei. Außerdem seien Spontanheilungen zu berücksichtigen, die Patienten wären also auch ohne den Besuch beim Heilpraktiker gesund geworden. Ob das alle Erfolge der Homöopathie erklären kann, ist sehr umstritten. Immerhin muss die „Schulmedizin“ sich ernsthafter fragen, warum so viele Menschen auf die Homöopathie vertrauen, für die sie neben ihren Krankenkassenbeiträgen bezahlen müssen, und nicht auf die herkömmliche Medizin.

 

Das Geheimnis des Wassers

 

Aber gibt es nun dieses Gedächtnis des Wassers? Ein international bekannter Verfechter dieser These war der 2014 verstorbene Japaner Masaru Emoto, der mit Bildern von Eiskristallen viel Beachtung gefunden hat. Nachdem er Wasser negativen oder positiven Informationen ausgesetzt hatte, ließ er es bei minus 20 Grad Celsius gefrieren und machte anschließend Fotos von den entstandenen Kristallen. Während bei klassischer Musik schön geformte sechseckige Kristalle entstanden, waren die Formen unter dem Einfluss von Heavy Metal Music defekt. Diese Wirkung trat zum Beispiel auch auf, wenn neben dem Wasser ein Gewaltvideo vorgeführt wurde. Auch die Schadstoffbelastung hatte großen Einfluss auf die Bildung der Kristalle. Sauberes Quellwasser bildete schöne sechs­eckige Kristalle, verschmutztes Wasser gar keine oder nur deformierte Kris­talle.

 

Positive Gedanken haben, so Dr. Emoto in einem Interview mit der Zeitschrift „Natur und Heilen“ 2002, einen positiven Einfluss auf das Wasser: „Als ich die Schriftzeichen ‚Liebe und Dankbarkeit‘ auf Wasser übertrug, zeigte das Wasser die allerschönsten Kristallbilder. Die Reaktion des Wassers ist ein Liebesgeständnis der Natur selbst. So ist mir bewusst geworden, dass die Lebensphänomene in der Natur auf Liebe und Dankbarkeit be­ruhen.“

 

Da der Mensch zu mehr als 70 Prozent aus Wasser besteht, war Dr. Emoto überzeugt, dass die negativen oder positiven Einflüsse, denen wir ausgesetzt sind, ebenfalls Einfluss auf unseren Körper haben: „Mozart, Beethoven oder Bach waren also nicht nur große Musiker, sondern auch große Heiler.“ Mit guten Gedanken können wir nach der Überzeugung des japanischen Wissenschaftlers auch das beeinflussen, was wir essen und trinken: „Das ist der Grund dafür, warum in einigen Religionen empfohlen wird, vor dem Essen zu beten. Die Kraft der Gedanken verändert Wasser in den Speisen und natürlich auch die Struktur des Wassers, das wir trinken.“

 

Das klingt schön, aber lassen sich diese Behauptungen auch nachweisen? Die Frage ist mit einem klaren Jein zu beantworten. Ein Nachweis in einem herkömmlichen wissenschaftlichen Labor mit einem Dutzend mehr oder minder skeptischer Wissenschaftler ist kaum möglich. Wenn die Behauptungen von Masaru Emoto zutreffend sein sollten, kann das nicht verwundern, denn dann wirken viele Faktoren auf das Wasser ein, auch die skeptischen bis ablehnenden Einstellungen von Beteiligten. Das ist umgekehrt noch kein Beweis dafür, dass Emotos Kristallversuche zutreffend sind. Immerhin konnte er auf Zehntausenden Fotos verweisen, mit denen er seine Beobachtungen untermauerten, von denen einige in seinem Buch „Die Botschaft des Wassers“ abgebildet sind.

 

Zur Quelle des Lebens zurückkehren

 

Auf einem gänzlich anderen Weg kam der Österreicher Viktor Schauberger, in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu Erkenntnissen über das Gedächtnis des Wassers. Als Förster beobachtete er intensiv die Natur und wunderte sich zum Beispiel darüber, wie Forellen es schafften, in starker Strömung bewegungslos zu stehen. Auch flüchteten sie bei Gefahr nicht auf dem anscheinend einfachen Weg flussabwärts, sondern flussaufwärts. Viktor­ Schauberger kam zum Ergebnis, dass es eine steigende, lebensaufbauende Bewegung auf der Welt gibt, die mit spiralförmigen und schwingenden Bewegungen verbunden ist. Deshalb sprach er sich vehement gegen die Begradigung der schwingenden Form von Bächen und Flüssen und ihre Kanalisierung in geraden künstlichen Flussbetten aus.

 

Welche Kraft aus geschwungenen Formen entsteht, bewies er ausgerechnet bei Gewässern zum Holzflößen. Unter dem Kopfschütteln vieler Zeitgenossen, die zum Flößen den Bächen eine schnurgerade Gestalt gaben, baute Schauberger eine Flößstrecke, die sich ins Tal schlängelte. Er wählte einen eiförmigen Durchmesser für den Bach, versah ihn mit kleinen „Flossen“ zur Optimierung des Wasserflusses und führte alle Paar Hundert Meter zusätzliches Wasser hinzu. Das Ergebnis war frappierend. Es bildete sich in der Mitte des Gewässers ein Spiralsog, der dafür sorgte, dass die Baumstämme sehr schnell und ohne an die Ränder zu stoßen ins Tal geschwemmt wurden. Es ließ sich sogar Holz flößen, dessen spezifisches Gewicht größer als das des Wassers war.

 

Es ging Viktor Schauberger nicht nur darum, Holz möglichst rasch ins Tal zu bringen, sondern mit den Anlagen wollte er auch beweisen, dass Wasser, das sich natürlich und das heißt spiralartig und in Kurven bewegen kann, Kraft gewinnt. Diese Lebenskraft gibt es an die Menschen weiter, die es trinken. Deshalb sah er mit Besorgnis, wie das Wasser immer stärker geradlinig geleitet wurde.

 

Seine Versuche, der Wasserzerstörung die Wasserveredlung entgegenzusetzen, stießen bei vielen auf Widerspruch oder Desinteresse. Er blieb ein Mahner in der Wasserwüste. Aber, in der heutigen Zeit, wo Flüsse und Bäche wieder renaturiert werden, würde man sich wünschen, man hätte früher auf Sätze Schaubergers wie diesen gehört: „Wir Menschen … machen das Dümmste, was nur denkbar ist, indem wir uns ständig be­mühen, diese Wasserläufe vom Ufer her zu regulieren, also mechanisch zu beeinflussen, statt das Wasser als Wesen zu begreifen … Die großen Ströme, wie die Donau, der Rhein, der Tagliamento, die Etsch, die Garonne, der ­Mississippi usw. geben Zeugnis, wie unrichtig die mit ungeheuren Kosten und Fleiß durchgeführten Regulierungsmaßnahmen sind … Je mehr der Techniker sich bemüht, das Wasser, dessen Sinn und Wesen er bis heute nicht kennt, auf geradem und kürzestem Wege ins Meer zu führen, desto mehr legt sich der Wasserlauf in die Kurve, desto länger wird sein Weg und desto schlechter wird das Wasser.“

 

Schauberger plädierte dafür, Quellwasser zu trinken, „zur Quelle des Lebens, zum sauberen Wasser“ zurückzukehren, Wasser, das in der richtigen physikalischen Zusammensetzung aus der Erde sprudelt. In seinem Buch „Unsere sinnlose Arbeit“ schrieb Viktor Schauberger: „In jedem Tropfen guten Wassers wohnt eine Welt von Möglichkeiten. Auch das, was wir uns unter Gott vorstellen, hat in jedem Tropfen Wasser seine Heimat. Zerstören wir das Wasser, nehmen wir ihm seine Wiege, den Wald, so berauben wir uns der höchsten Güter des Lebens, der Gesundheit, und verlieren damit auch die Stätte unseres Schaffens, die Heimat.“ Deshalb setzte sich Schauberger immer wieder dafür ein, sorgsam mit dem kostbaren Wasser umzugehen, das mehr sei als eine chemische Verbindung. Es gelte, diesen Lebensspender zum Wohle der Menschen zu pflegen.

 

Belebtes Wasser

 

Dass Wasser mehr ist als H2O, hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dann auch Johann Grander angetrieben, sich für die Bewahrung des Wassers und die Wiederherstellung seiner natürlichen Qualität und Kraft einzusetzen. Als wichtiges Mittel auf diesem Wege hat er das Grander-­Wasser propagiert, Wasser, das durch ein Gerät mit natürlichen Magneten geleitet wird und so zu „belebtem Wasser“ wird. Wie das Wasserbelebungsgerät funktioniert und dem Wasser verlorene Energie zurückgibt, ist ein Geheimnis der Familie Grander, dass es funktioniert, davon sind Millionen Menschen in vielen Teilen der Welt überzeugt. Von österreichischen Wellness-Hotels bis zu chinesischen Pflanzenbaubetrieben nutzen viele Unternehmen die Technologie, weil sie zum Beispiel Pflanzen schneller wachsen lässt. Warum das so ist, das scheint auch der Familie Grander noch ein Geheimnis zu sein, denn auf der Website zum Grander-Wasser ist zu lesen: „Zwar gibt es noch keine wissenschaftliche Erklärung, warum die Grander Wasser­belebung wirkt. In vielen Untersuchungen konnte aber die Feststellung gemacht werden, dass durch die Einwirkung der Grander-Technologie es zu einer signifikanten Veränderung in den Auswirkungen kommt.“

 

In der Selbstdarstellung im Internet wird das Verfahren so beschrieben: „Die Original Grander-Technologie ist eine Technologie der Informationsübertragung. Es wird dem Wasser nichts zugesetzt und nichts entnommen. Das Außergewöhnliche dabei ist, dass ein auf diese Weise belebtes Wasser Fähigkeiten erlangt, die in der Natur selbst nur mehr wenige Wässer aufweisen: Es wird im Wasser eine besonders hohe Widerstandskraft aufgebaut, die es gegen äußere Einflüsse resistent macht.“ Damit sei zum Beispiel eine verstärkte Selbstreinigungskraft verbunden.

 

Wie Viktor Schauberger hat auch Johann Grander stets Vorbehalte gegen das gehegt, was als „Fortschritt“ gepriesen wurde. Er sagte: „Die verantwortungsbewussten Menschen auf dieser Erde hätten viel mehr die perfekte Natur und deren Schöpfer als Lehrmeister nehmen sollen, dann wären wir heute auf dem richtigen Weg mit höherem Wohlstand und ohne Umwelt­katastrophen.“

 

Das Geheimnis bleibt

 

Die Debatte um das Gedächtnis des Wassers geht weiter. 2003 trug der Ingenieur Bernd H. Kröplin mit der Ausstellung „Welt im Tropfen“ in Berlin zum Pro und Contra Gedächtnis bei. Als Professor an der Fakultät für Luft- und Raumfahrt der Universität Stuttgart konnte er mit seinen Erkenntnissen nicht einfach in die esoterische Ecke abgeschoben werden. Wie er und seine Mitarbeiter zu ihren überraschenden Ergebnissen gekommen waren, beschrieb die Zeitschrift „natur-kosmos“ im August 2003 so: „Was war ge­schehen? Die Forscher hatten eine Wasser­probe zwei Minuten lang dem Feld eines eingeschalteten Mobiltelefons ausgesetzt. Danach wurden die Tropfen unter einem Mikroskop mit 400-facher Vergrößerung beim Trock­nen beobachtet. Eine Fotokamera hielt die Strukturen in den Rückständen des Wassers fest. Kröplin … und seine Mitarbeiter waren verblüfft. Gegenüber dem unbestrahlten Wasser zeigten sich deutliche Veränderungen. Um völlig sicher zu gehen, wiederholten sie das Experiment mehrere Mal, auch mit menschlichem Speichel. Das Fazit von Kröplins Arbeitsteam: ‚Bei jedem Test mit Mobiltelefonen konnten wir feststellen, dass nach Einwirkung des Handy-Felds die Vielfalt der Strukturen von Wasser und Speichel abnahm.‘“

 

Allerdings, eine direkte Reproduktion der Ergebnisse erwies sich als nicht möglich. Kröplin ist überzeugt, dass in den Strukturen auch die Beziehung zwischen dem Wassertropfen und dem Menschen sichtbar wird, der das Experiment ausführt: „Der trockene Tropfen erzeugt, wie ein Spiegel, ein Bild des Experimentators.“ Selbst der emotionale und psychische Zustand des Experimentators werde vom Wasser aufgenommen und erzeuge andere Strukturen. Christoph Drösser und Ulrich Schnabel schrieben hierzu in der „Zeit“ 49/2003: „Sollte wirklich jeder Tropfen mit der Körperflüssigkeit des Experimentators kommunizieren, wäre es kein Wunder, dass skeptische Forscher andere Ergebnisse erhalten als jene, die inbrünstig etwa an ein ‚Gedächtnis des Wassers‘ glauben. So wird vermutlich auch weiterhin jeder im Wasser den Spiegel seiner eigenen Seele erblicken.“

 

Vielleicht weisen die Vorstellungen von einem Gedächtnis des Wassers in die richtige Richtung, auch wenn ein im engen Sinne wissenschaftlicher Beweis (noch?) fehlt. Mit allen dargestellten Ansätzen, dem Geheimnis dieses Gedächtnisses auf die Spur zu kommen, ist eine tiefe Achtung vor dem Wasser und seinen Geheimnissen verbunden. Eine fanatische Reduzierung der Wirklichkeit dieser Welt auf das, was mit festgelegten wissenschaftlichen Methoden gemessen werden kann, scheint keine sinnvolle Alternative zur Ehrfurcht vor der Lebenskraft des Wassers und seinen Geheimnissen zu sein. Das letzte Wort soll in diesem Abschnitt der englische Dichter D. H. Lawrence haben, der 1929 schrieb: „Wasser ist H2O, zwei Teile Wasserstoff, ein Teil Sauerstoff. Aber da ist noch ein Drittes, das erst macht es zu Wasser, und niemand weiß, was das ist.“

 

© Frank Kürschner-Pelkmann